Es ist die Höchststrafe. Doch wird lebenslang dem Fünffach-Mord von Kitz wirklich gerecht?
Tirol. Bis Montag hat Andreas E. noch Zeit, um Rechtsmittel gegen das Urteil einzulegen. Verzichtet er, wird der Richterspruch vom Donnerstag rechtskräftig. Das Schwurgericht in Innsbruck verurteilte den 26-Jährigen zu lebenslanger Haft. Die Geschworenen sahen es einstimmig für erwiesen an, dass der gelernte Maurer in der Nacht zum 6. Oktober des vergangenen Jahres ein Blutbad im Walsenbachweg in Kitzbühel angerichtet hat. Aus Frust über den Verlust seiner Freundin und seiner „Ersatzfamilie“ soll er Nadine H. (19), deren Bruder Kevin (23), die Eltern Andrea (53) und Rupert (59) sowie den Bekannten Florian J. (24) aus nächster Nähe erschossen haben.
„Lebenslänglich dauert 20 Jahre“, heißt es landläufig. Tatsächlich heißt es „lebenslang“ in Österreich und dauert nicht zwingend 20 Jahre. Es gibt keine Befristung nach oben. 15 Jahre Freiheitsstrafe müssen verbüßt sein, bevor ein zu lebenslanger Haft Verurteilter eine vorzeitige bedingte Entlassung beantragen kann. Die U-Haft ist dabei voll anzurechnen. Bedeutet für den Killer von Kitz, dass er schon in gut 14 Jahren versuchen könnte, vorzeitig freizukommen. Es wären nicht einmal drei Jahre Haft pro Mord.
Andreas E. will im Gefängnis studieren
Angesichts der Schwere der Tat erscheint dies jedoch unrealistisch. 21 Jahre sitzen „Lebenslängliche“ im Durchschnitt in Österreich ein, bevor sie als ungefährlich und resozialisiert gelten und unter Auflagen bedingt in Freiheit entlassen werden. Rund 600 frühere Häftlinge leben unter uns, die trotz lebenslanger Freiheitsstrafe vorzeitig entlassen wurden.Die längste Zeit hinter Gittern verbringt Juan Carlos Chmelir,
der seit 42 Jahren ununterbrochen inhaftiert ist. Vorstrafen mitgerechnet, verbringt der Räuber, Mörder und Vergewaltiger heuer sein 50-jähriges Jubiläum im Gefängnis. Doch auch der 71-Jährige soll schon bald die Möglichkeit erhalten, noch in Freiheit zu gelangen.
Andreas E., der Killer von Kitzbühel, will die Zeit im Strafvollzug nutzen, wie er angekündigt hat: „Ich habe zum Glauben gefunden, will im Gefängnis eine Ausbildung machen“, sagte er. Dem HTL-Absolventen schwebt auch ein Studium vor. Das ist für „Lebenslängliche“ möglich. Schon der legendäre Prostituiertenmörder Tibor Foco aus Linz schrieb sich an der Universität ein – für Jus. Auf dem Weg zur Vorlesung flüchtete er – für immer.
Trauer um fünf Tote nach den Morden von Kitzbühel
16 Mal schoss Andreas E. auf seine Opfer, zwei von ihnen tötete er im Schlaf, zwei durch einen aufgesetzten Kopfschuss aus der mitgebrachten Walther PPQ. Erst starb der Vater, dann der Bruder. Nach der Mutter wurde Nadine getötet und schließlich der völlig unbeteiligte Florian J. „Ich hatte einen Tunnelblick“, sagt der Schütze vor Gericht. „Er wusste genau, was er tat“, sagte die Gutachterin über ihn.