59,2 Prozent

Tiroler AK-Wahl: Zangerl minimal gestutzt, aber weiter dominant

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Der seit 2008 als AK-Präsident amtierende Zangerl zeigte sich nach Verkündung des Wahlergebnisses in der Zentrale der Tiroler Arbeiterkammer gegenüber der APA "grundsätzlich sehr zufrieden".

Innsbruck/Wien. Erwin Zangerl bleibt die dominante Figur in der Tiroler Arbeiterkammer. Der schwarze Präsident hielt bei der Arbeiterkammerwahl die absolute Mandatsmehrheit, ist aber erstmals - nach dem vorläufigen Endergebnis - unter 60 Prozent gelandet. Seine Liste AAB-FCG kam auf 59,2 Prozent der Stimmen (2019: 61,4 Prozent) und hält nunmehr 43 von 70 Kammerratsmandaten (minus zwei). Eindeutige Gewinner waren die freiheitlichen Arbeitnehmervertreter, die bei 12,4 Prozent landeten.

Beim letzten Urnengang hatten sie noch 8,7 Prozent eingeheimst. Der blaue Mandatsstand an Kammerräten in der Vollversammlung konnte von sechs auf neun gesteigert werden.

Die Fraktion Sozialdemokratischer GewerkschafterInnen (FSG) blieb mit Spitzenkandidat Bernhard Höfler hinter Zangerl Zweite. Die Roten fuhren 18,8 Prozent ein - ein Minus von 0,9 Prozentpunkten gegenüber 2019. Auch an Mandaten büßte man eines ein und kommt nunmehr auf 13.

Verluste auch bei den Grünen

Verluste gab es auch bei den Grünen: 5,2 Prozent waren es diesmal - nach 7,1 Prozent beim Urnengang 2019 (minus 1,9). Sie verloren zwei Mandate und stellen nur mehr drei Kammerräte. Die Listen "PFG - Deine parteifreie Interessenvertretung" und die "Gewerkschaftliche Linke/GL" kamen beide auf 1,6 Prozent und jeweils ein Mandat.

Im elfköpfigen AK-Vorstand behält die Zangerl-Liste ihre acht Mandate (bzw. auch ihre drei Vizepräsidenten). Die FSG wird weiterhin zwei Mandate stellen, die FPÖ bleibt bei einem Mandat.

Erfreulicher diesmal die Wahlbeteiligung: Sie stieg von 33,6 Prozent auf 38,42 Prozent. Es handelt sich um ein vorläufiges Endergebnis. Das endgültige - nach Auszählung der Briefwahlstimmen - steht am kommenden Montag fest.

Zangerl "grundsätzlich sehr zufrieden"

Der seit 2008 als AK-Präsident amtierende Zangerl zeigte sich nach Verkündung des Wahlergebnisses in der Zentrale der Tiroler Arbeiterkammer gegenüber der APA "grundsätzlich sehr zufrieden": "Ich wäre sehr überheblich, wenn ich mit knapp 60 Prozent nicht mehr zufrieden wäre." Es sei auch durchaus möglich und er sei optimistisch, dass nach Auszählung aller Briefwahlstimmen noch "das ein oder andere Mandat wandert" und seine Liste noch die 60 Prozent-Marke überspringt. Der 66-jährige AK-Chef verwies zudem darauf, dass er diesmal - dank gestiegener Wahlbeteiligung - 12.000 Stimmen mehr auf sich vereinen konnte.

Es sei sein letztes Antreten gewesen, er werde noch einmal fünf Jahre mit voller Kraft arbeiten. Zuvor abtreten, das werde es jedenfalls nicht spielen. "Grad zu Fleiß", meinte Zangerl lachend in Richtung manch politischer Gegner.

Der freiheitliche Spitzenkandidat, FPÖ-Landesparteigeneralsekretär Patrick Haslwanter, meinte in einer Reaktion gegenüber der APA: "Besser hätte es nicht laufen können." Zangerl zählte er aber "auch nicht zu den Verlierern": "Wenn jemand fast 60 Prozent bekommt, kann man nicht davon sprechen." Beim nächsten Urnengang würden die "Karten neu gemischt" - schließlich trete Zangerl dann nicht mehr an und auf schwarzer Seite sei kein Nachfolger in Sicht. Eine Einschätzung, die der AK-Präsident übrigens widersprach: "Es gibt genügend Kandidaten. Rechtzeitig vor der nächsten Wahl werden wir die Person präsentieren."

Abwerzger bezeichnete das blaue Ergebnis als "hervorragend"

FPÖ-Landesparteiobmann Markus Abwerzger bezeichnete das blaue Ergebnis indes als "hervorragend". Insbesondere weil die FPÖ "namentlich" antrete, "ohne eine Vorfeldorganisation". Die Partei setze sich "seit Jahren für bessere Bedingungen in der Arbeitswelt ein", die ÖVP habe wiederum in Bereichen wie Wohnkosten, Inflationsbekämpfung und Vereinbarkeit von Beruf und Familie "bisher vollkommen versagt".

Landeshauptmann Anton Mattle (ÖVP) gratulierte Parteifreund Zangerl zur Wiederwahl. Dieser setze "sich stets dafür ein, Garant für eine starke Stimme für die Tiroler Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zu sein", lobte Mattle: "Mit Erwin Zangerl verbindet mich allen voran das große Anliegen, auf den soziale Frieden in unserem Land zu achten - und diesen zu fördern." Die Sozialpartnerschaft im Bundesland habe sich zuletzt in Zeiten der Teuerung "einmal mehr bewährt", so der Tiroler ÖVP-Chef in einer Aussendung. Dabei sprach er auch den zuletzt zwischen AK und dem landeseigenen Energieversorger Tiwag ausgefochtenen und letztendlich beigelegten Rechtsstreit um Strompreise an. Nun sei wieder "ein gemeinsamer Weg zwischen Tiwag und Arbeiterkammer möglich."

Für Tirols SPÖ-Landesparteivorsitzenden Georg Dornauer war das rote Ergebnis "respektabel", Höfler und sein Team habe in einem "beherzten, leidenschaftlichen Wahlkampf" im Vergleich zu 2019 ein Plus von 3.000 Stimmen erreicht. Dennoch hätte der Landeshauptmannstellvertreter dem FSG-Spitzenkandidaten "ein noch stärkeres Ergebnis und das Halten der Mandate gewünscht, das ist kein Geheimnis." Dennoch gratulierte er auch Zangerl zu dem Ergebnis. Dem schloss sich Tirols ÖGB-Vorsitzender Philip Wohlgemuth, der gleichzeitig für die SPÖ im Tiroler Landtag sitzt, an. "Arbeiterkammer und Gewerkschaft haben bereits in den vergangenen Jahren Seite an Seite und Hand in Hand für die Arbeitnehmerinnen und Arbeiter gekämpft und mit vereinten Kräften für Sicherheit in der Arbeitswelt gesorgt und das werden wir auch in den kommenden Jahren tun", kündigte er an und zeigte sich über die gestiegene Wahlbeteiligung erfreut, die ein Verdienst aller Fraktionen sei.

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