Wegen der seit längerem nicht gezahlten Miete sollte ein Bewohner in Wien delogiert werden. Als der Gerichtsvollzieher zur Räumung kam, fiel ihm die Kinnlade runter.
Wien. Mit richterlicher Genehmigung öffnete der Delogierungstrupp Freitagfrüh die Tür zu einer Altbauwohnung in einem Zinshaus am Alsergrund: Bewohner oder Mieter der 80-Quadratmeter-Unterkunft war keiner da bzw. schon länger keiner mehr dagewesen: Statt dessen stießen Gerichtsvollzieher und Vertreter der Hausverwaltung auf eine beachtlich große und erstaunlich vernachlässigte Cannabis-Indoor-Plantage.
Die Polizei wurde alarmiert, das Landeskriminalamt übernahm die Ermittlungen, die wohl auch bald Spezialisten im Kampf gegen die Organisierte Kriminalität beiziehen werden: Insgesamt wurden 1.041 Stück Cannabispflanzen vorgefunden, die bereits vertrocknet und somit unbrauchbar waren.
Wer auch immer die professionelle Drogen-Aufzuchtanlage in diesem desolaten Zustand zurückgelassen hat, versetzte damit den Hintermännern und Auftraggebern (mit größter Wahrscheinlichkeit ein Balkan-Clan) einen Schaden bzw. Umsatzeinbußen von mehr als einer Million Euro - geht man davon aus, dass eine gut gepflegte Pflanze um die 100 Gramm Weed abwirft und ein Gramm einen Straßenverkaufswert von 10 Euro hat. Wie brutal die Suchtgift-Mafia mit Versagern oder Verrätern in den eigenen Reihen umgeht, zeigt der Fall "Sautergasse" - wo im Februar in einem Altbauhaus ein schwer gefolterter, verstümmelter und verwester toter Serbe bei einer Hanf-Indoor-Plantage gefunden wurde.
Durch die unbekannten Täter wurden im aktuellen Fall in der Liechtensteinstraße auch der Stromzähler der Wohnung überbrückt und provisorische Stromleitungen in der Wohnung zum Betrieb der Cannabisaufzucht verlegt. Deshalb ermittelt das Landeskriminalamt Wien, Außenstelle Mitte, auch wegen Entziehung von Energie gegen bisher unbekannte Täter.