Integrierte Familie

Abschiebe-Drama: Dreijähriger von Mutter getrennt

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Fassungslosigkeit: Während eine Schwangere im Spital lag, wurde ihr Bub abgeholt.

In Sulzberg im Bregenzerwald gehen die Wogen hoch: Dort hat sich am Wochenende ein Drama um eine seit Jahren integrierte Familie abgespielt, die am Dienstag abgeschoben werden soll. Was die Bewohner auf die Palme bringt: Die Polizei hat den dreijährigen Anri von seiner Mutter Arpine getrennt, die schwanger im Spital liegt. Während sie medizinisch behandelt wird, wurde der Bub gemeinsam mit seinem Vater Azat ins Polizeianhaltezentrum nach Wien gebracht. Der herzige Knirps, der in Österreich geboren wurde, ist jetzt ein Häftling.

Auch die Sulzberger haben Verständnis für rechtskonforme Abschiebungen. Im Fall der iranisch-armenischen Familie vermissen sie jedoch Herz und Fingerspitzengefühl. Wohl zu Recht.

Bei der Mutter
 drohte Frühgeburt

Als die Familie Sonntagfrüh abgeholt werden sollte, kollabierte die schwangere Mutter. Es bestand die Gefahr einer Frühgeburt. Die ganze Familie wurde ins Krankenhaus gebracht, der Vater und der Bub dann dort abgeführt. „Sie sind transportfähig“, lautete die bürokratische Begründung. Dass die Familie noch eine Frist zur freiwilligen Ausreise bis 1. November hatte, interessierte niemanden. Andere halten die Festnahme gar für rechtswidrig. Die Familie, die sich vor Ort im Kirchenchor, in der Tanzgruppe und in der Liturgiegruppe engagierte, sollte vor einem Jahr schon einmal abgeschoben werden. Die Initiative Pro Asyl und weitere Unterstützer konnten dies verhindern.

Auch jetzt rückte die Initiative zum Landeskrankenhaus Bregenz aus. Doch diesmal kam sie zu spät.

Keine getrennte Abschiebung

Die auseinandergerissene Familie wird nicht getrennt abgeschoben werden. Das betonte am Montag Innenministeriums-Sprecher Christoph Pölzl auf APA-Anfrage. Eine getrennte Abschiebung wäre "derzeit unverhältnismäßig", sagte er. Die Mutter werde nach Wien gebracht, sobald sie sich gesundheitlich erholt habe. Anschließend soll die vereinte Familie außer Landes gebracht werden.
 
Pölzl unterstrich, dass im Fall der Familie korrekt gehandelt worden sei. Man sei aber um eine menschliche Lösung bemüht. Gleichzeitig stellte Pölzl fest, dass an der Abschiebung selbst nicht zu rütteln sei: "Die Familie ist illegal da."
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