Prozess zum Wien-Anschlag

Abrechnung mit Helfern des Terror-Netzwerks

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Die Unterstützer des Wiener Attentäters stehen vor Gericht, sie sollen zum Terroranschlag beigetragen haben. Den sechs Angeklagen droht die Höchststrafe. Reichen die Indizien aus?

Wien. Seit Dienstag sitzen sie sich schräg gegenüber: sechs Angeklagte, acht Geschworene. Keine Schicksalsgemeinschaft, im Gegenteil. Doch eines verbindet sie: Um ihre Rollen im Mammut-Prozess um den Terroranschlag in der Wiener Innenstadt vom 2. November 2020 sind sie alle nicht zu beneiden: 117 Seiten Anklage, mindestens 19 Prozesstage, Angeklagte, die so tun, als könnten sie kein Wässerchen trüben. Dazu schwerwiegende Vorwürfe, die als Indizienkette zunächst plausibel klingen mögen, die jedoch der Beweisaufnahme im Hauptverfahren standhalten müssen.

Rein äußerlich scheinen die Angeklagten im Alter zwischen 22 und 32 Jahren ihrem Traum vom IS-Kalifat abgeschworen zu haben. An „Klosterschüler“ erinnerte sie die Staatsanwältin.

Doch was da im Schwurgerichtssaal des Straflandesgerichts aufgeführt wird, ist kein Kinder­geburtstag. Es geht um terroristische Straftaten in Verbindung mit Mord. Vier Angeklagten droht lebenslänglich, den beiden Jüngsten 20 Jahre – es gilt die Unschuldsvermutung.

Und es gilt vor allem zu belegen, ob, und wenn ja, welchen Beitrag sie zum islamistischen Terroranschlag von Kujtim F. (20) geleistet haben, bei dem vier Passanten starben und 23 teils schwer verletzt wurden, bevor die Polizei den Amokläufer ausschaltete.

Terror in Wien: So wurde Kujtim F. zum Terroristen
© oe24
× Terror in Wien: So wurde Kujtim F. zum Terroristen
Attentäter Kujtim F.
 

Haben sie den Wahnsinn „nur“ gutgeheißen, haben sie den Nordmazedonier ideologisch dazu ermuntert oder halfen sie aktiv mit? Die Anklage hat die einzelnen Beteiligungen penibel herausgearbeitet (siehe unten).

Das wirft die Staatsanwältin den sechs Angeklagten vor

Abrechnung mit Helfern des Terror-Netzwerks
© TZ ÖSTERREICH
× Abrechnung mit Helfern des Terror-Netzwerks

 

Kujtim F. hat die Attentatspläne nicht im stillen Kämmerlein ausgebrütet, er hat den Anschlag angekündigt. Auch gegenüber seinen IS-Freunden. Gestoppt hat ihn niemand. Unabhängig vom Prozess – eine moralische Mitschuld steht wohl längst außer Frage.

Roland Kopt

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