Oberarzt suspendiert

AKH-Arzt kassierte 20.000 Euro für OP-Vorreihung

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Arzt soll einem Privat-Patienten Lungentransplantation in Aussicht gestellt und dafür 20.000 Euro kassiert haben.

Am Donnerstag ist am Wiener Landesgericht ein Strafprozess gegen einen Arzt wegen Vorteilsannahme (Paragraf 305 StGB) eröffnet worden. Der Angeklagte war bis zu seiner Suspendierung als Oberarzt am Wiener AKH tätig und soll in seiner Privatpraxis von einem Patienten 20.000 Euro kassiert haben und diesem dafür versprochen haben, er werde ihn auf die Lungentransplantationsliste im AKH setzen lassen.
 

"Absolut unüblich"

Dabei war der Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie und Pulmologie gar nicht auf der Abteilung für Thoraxchirurgie tätig, wie deren Leiter Walter Klepetko betonte, der in dem Verfahren als Zeuge vernommen wurde. Bei dem inkriminierten Geschehen habe es sich "um die Aktion einer Einzelperson, die mit unserem Team nichts zu tun gehabt hat" gehandelt, sagte Klepetko. Er ließ keinen Zweifel, was er von dem Ganzen hielt. Das Vorgehen des Kollegen sei "absolut unüblich" und habe für das AKH "eine massive Diskreditierung gebracht".
 
In dem Fall geht es um einen mittlerweile 68-jährigen Lungenkranken aus Griechenland, dessen Familie sich im Herbst 2015 ans Wiener AKH wandte. Seitens der Telefonzentrale wurde eine Verbindung zum Angeklagten hergestellt, der dem Verzweifelten sogleich eine Behandlung in seiner eigenen Praxis schmackhaft machte. Die Familie kam nach Wien, der Schwerkranke - ein ehemaliger Kampfpilot - ließ sich von dem Pulmologen behandeln, der eigenen Angaben zufolge mit seiner Ordination monatlich 10.000 bis 15.000 Euro netto erwirtschaftet.
 

Nicht geständig

Der Angeklagte und sein Verteidiger Werner Tomanek stellten nicht in Abrede, dass 20.000 Euro bezahlt wurden. Dabei habe es sich aber um eine Akontozahlung für die tatsächlich erfolgte Behandlung bzw. einen Kostenvorschuss gehandelt. Er habe sich intensiv um den Patienten gekümmert, mit Lungen-Spezialisten am AKH ausführlich gesprochen und unter Einbeziehung von CT-Bildern und Labor-Befunden den Fall diskutiert, versicherte der Angeklagte. Er legte dem Patienten außerdem ein Hantel-Training nahe: "Das nennt man pulmologische Rehabilitation." Von einer Lungen-Transplantation sei nie die Rede gewesen. "Er kann das nicht, macht das nicht und hat das auch nicht notwendig", meinte Verteidiger Tomanek über seinen Mandanten.
 
Fest steht, dass sich das Befinden des Patienten im November 2015 derart verschlechterte, dass er ins AKH eingeliefert und auf der Intensivstation behandelt werden musste. Erst zu diesem Zeitpunkt erlangte die Abteilung für Thoraxchirurgie von dem griechischen Patienten Kenntnis, wo nach einigem Abwägen und völlig losgelöst vom angeklagten Arzt tatsächlich eine Lungentransplantation durchgeführt wurde, die erfolgreich verlief.
 
Dass der beschuldigte ehemalige Oberarzt privat Geld kassiert hatte, wurde über einen im AKH tätigen Seelsorger bekannt, der Griechisch spricht und dem die betroffene Familie von den Vorgängen berichtet hatte. Seitens des AKH wurde umgehend reagiert, wie Klepetko unterstrich. Der Verdächtige wurde außer Dienst gestellt, der Sachverhalt zur Anzeige gebracht. Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) machte den Fall schließlich gerichtsanhängig. Oberstaatsanwalt Norbert Hauser bezeichnete das Vorgehen des Angeklagten in seinem Anklagevortrag als "ethisch fragwürdig, moralisch verwerflich und strafbar".
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