Wirbel um Moscheenschließungen

Atib gibt zu: Imame werden aus Türkei finanziert

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Sprecher Ersoy: "Keine adäquate Ausbildung in Österreich".

ATIB hat am Freitag bestätigt, dass Imame in Österreich aus dem Ausland finanziert wurden. Sprecher Yasar Ersoy erklärte im Ö1-"Mittagsjournal", dass dies nötig sei, da es in Österreich "keine adäquate Ausbildung" für Imame gebe. Er forderte die Regierung auf, ATIB als Partner zu gewinnen.

Die Türkisch Islamische Union für kulturelle und soziale Zusammenarbeit in Österreich, kurz ATIB, vertritt über 60 Vereine mit über 100.000 Mitgliedern in ganz Österreich. Nach dem Islamgesetz ist die Finanzierung von islamischen Vereinen und damit der dort Beschäftigten mit ausländischen Mitteln verboten. Genau dies erfolgte aber bei der ATIB. Imame, die in der Türkei ihre Ausbildung gemacht haben und dann in Österreich arbeiten, werden von eben dort bezahlt, so Ersoy.

Es gebe keine adäquate Ausbildungsmöglichkeit

Das Problem ist aus seiner Sicht, dass es in Österreich keine adäquate Ausbildungsmöglichkeit gibt. Dies passiere nicht, "weil wir das wollten": "Um dieses Defizit zu decken", würden die Imame eben ihr Gehalt aus der Türkei beziehen.
 
Wie viele Imame nun gehen müssen, werde man sich anschauen. Man habe bereits kritisiert, dass es für das Islamgesetz keine Übergangsfrist gegeben habe. Ersoy fordert daher, dass die Regierung ATIB "als starken Partner gewinnt". Der Verein leiste schließlich seit Jahrzehnten "wunderbare, gemeinnützige" Arbeit. Laut seinen Angaben arbeite die ATIB bereits daran, dass Imame mit Mitteln aus dem Inland finanziert werden. "Das geht aber nur im gegenseitigen Austausch", appellierte er an die Regierung.
 
Bestritten wurde von Ersoy, dass in Gebetsräumen der ATIB politische Botschaften verbreitet werden. Als Mitglied der IGGÖ werde in keiner ATIB-Moschee ausländischer Wahlkampf betrieben: "Das gibt es nicht."

Anti-österreichische Stimmung in der Türkei angeheizt

Die Entscheidung der österreichischen Bundesregierung, Imame der türkischen Religionsgemeinschaft ATIB auszuweisen hat in der Türkei auf Twitter zu heftigen Reaktionen geführt. Ibrahim Kalin, Sprecher von Präsident Recep Tayyip Erdogan schrieb im Kurznachrichtendienst von einer "islamophoben, rassistischen und diskriminierenden Welle, die durch dieses Land geht".
 
Unter seinen 1,25 Mio. Followern führte das zu harschen anti-österreichischen Reaktionen. Nur auf Twitter verurteilen reiche wohl nicht, schreiben einige, es müsse konkrete Gegenmaßnahmen geben. "Man sollte den Botschafter ausweisen", schreiben mehrere Follower, "nutzen wir die Gelegenheit und schließen die Kirchen und weisen die Priester aus" ein anderer. Mehrere Forderungen kommen, Österreicher oder zumindest österreichische Priester, "sollte es solche geben" des Landes zu verweisen. Mehrere Forderungen nach Öffnung der inzwischen zum Museum umgewandelten ursprünglichen Kirche Hagia Sophia (Ayasofya) zum islamischen Gebet sind dabei. Mehrfach kommt der Vergleich mit nationalsozialistischem Verhalten. "Ibrahim Kalin, geh hin nach Wien wie Süleyman der Prächtige und schütze das Recht der Gläubigen", schreibt einer. Grundsätzlich sei dies die Einstellung "der Kreuzritter".

Kritik aber auch gegen Kalin

Kritiklos kommt Kalin auf Twitter aber nicht davon. Mancher Follower beschwert sich über fehlende Menschenrechte in der Türkei und den Entzug der Pässe einiger, der Zusammenarbeit mit dem Prediger Gülen Verdächtigter. Er wird von seinen Followern auch darauf hingewiesen, dass die Türkei die Zahl der religiösen Schulen (Imam Hatip) deutlich erhöht habe‏. Und auch der Hinweis, dass die österreichische Entscheidung nun wohl der AKP von Erdogan bei der am 24. Juni anstehenden Wahl helfen werde, fehlt nicht.
 
Die türkischen Medien blieben in ihren Internetausgaben in ihren Berichten über die österreichische Entscheidung zunächst in der Regel recht sachlich. Einzelne kritische Bewertungen blieben aber nicht aus. "Eine skandalöse Entscheidung in Österreich. Sie schließen die Moscheen" titelte etwa die Zeitung Hürriyet. "Der als 'Wunderkind' gefeierte Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) hat sein hässliches Gesicht gezeigt", schreibt die Zeitung "Askam".
 
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