"Vor Faschismus warnen"

Kern-Sohn mit Guerilla-Aktion gegen Identitäre

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Niko Kern und Neos-Bezirksrätin Lisa Maria Goger bekleben Identitären-Lokal. 

Wien. Die Aufregung um die Islam-Landkarte ist um eine Facette reicher: Nachdem die Identitären "Islam"-Warnschilder vor Moscheen platzierten, drehten Niko Kern – Sohn des Ex-Kanzlers Christian Kern und Mitbegründer der "Sektion ohne Namen" – und Neos-Bezirksrätin Lisa Maria Goger den Spieß um. In einer Guerilla-Aktion beklebten sie am Samstag, nun im Gegenzug ein Identitären-Lokal im 5. Wiener Bezirk. Mit einem Sticker warnen sie vor "politischem Faschismus". Auf den Aufklebern ist "Achtung! Politischer Faschismus in deiner Nähe" zu lesen.  

"Wir haben den Identitären einen Besuch abgestattet. Wenn vor dem "politischen Islam" gewarnt wird, muss man erst recht vor dem politischen Faschismus warnen!", beschreibt Niko Kern die Sticker-Aktion auf Twitter.

"Faschismus in meinem Bezirk keinen Platz"

Neos-Bezirksrätin Lisa Maria Goger sagt dazu: "Ich werde mich immer dafür einsetzen, dass Faschismus in meinem Bezirk und unserer Stadt keinen Platz hat. Ich werde daher einen Antrag auf Schließung dieses rechtsextremen Treffpunkts in unserem Bezirk einbringen."

Debatte um Islam-Landkarte

Die Dokumentationsstelle politischer Islam hatte Ende Mai eine Landkarte mit muslimischen Organisationen und Kultusgemeinden in Österreich vorgelegt. Über 600 Einrichtungen wurden darin erfasst. Ziel sei es, einen Überblick zu geben und jene zu identifizieren, die dem politischen Islam zuzurechnen sind, hieß es bei der Präsentation. Die Islamische Glaubensgemeinschaft übte scharfe Kritik: Das Projekt befeuere Rassismus. Die Grünen distanzierten sich von der "Islamlandkarte".

Es sei aber keine Landkarte, die nur den politischen Islam zeigt, wie der Leiter des Forschungsprojekts der Universität Wien, Ednan Aslan betonte: "Wir haben 623 Verbände, Organisationen und Moscheen erfasst und beschrieben." Dabei habe man sich zum Ziel gesetzt, Schwächen und Stärken sichtbar zu machen. Darunter etwa auch Leistungen für die Integrationsarbeit.

Wirbel um "Warnschilder"

Anfang Juni tauchten in der Nähe von islamischen Einrichtungen "Warnschilder" auf und sorgten für weiteren Wirbel in der Diskussion um die "Islamlandkarte". Die selbst gebastelten Tafeln wurden von der Polizei zum Teil sichergestellt, die Ermittlungen übernahm der Verfassungsschutz. Integrationsministerin Susanne Raab (ÖVP) verurteilte die Aktion. Kritik kam zudem von der IGGÖ und der SPÖ.

Die von Unbekannten angebrachten Schilder tragen die Aufschrift "Achtung! Politischer Islam in deiner Nähe." und verweisen dabei auf www.islam-landkarte.at, also auf jenes vom Institut für islamisch-theologische Studien der Universität Wien ausgearbeitete und von der Dokumentationsstelle politischer Islam vergangene Woche präsentierte Projekt, über das seither diskutiert wird. Unter anderem wurden derartige Schilder in der Leopoldstadt und in Meidling entdeckt.

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