Die neue Frau an der Spitze der Wiener Linien über Öko-Wende und Masken-Streit.
ÖSTERREICH: Erstmals stehen drei Frauen an der Spitze der Wiener Linien. Wie wird das das Unternehmen verändern?
Alexandra Reinagl: Frauen an der Spitze sind leider noch viel zu selten. Wir gehen in eine neue Ära, in der wir das Unternehmen für Frauen viel attraktiver machen. Es ist ein erklärtes Ziel, die Frauenquote zu erhöhen. Aber nicht mit verordneten Quoten, sondern wir verlangen von Führungskräften sichtbares Bemühen um mehr Frauen und Erklärungen, falls das nicht gelingt. Gleichzeitig wollen wir aber auch Männer dabei unterstützen, in einem familienfreundlichen Set-up zu arbeiten.
ÖSTERREICH : Werden weitere Bim-Intervalle verlängert?
Reinagl: Ich will das nicht. Aber ich kann, ehrlich gesagt, nichts versprechen. Es kann bei so einem großen Öffinetz immer wieder zu ungeplanten Ausfällen kommen. Durch Corona gibt es mehr Krankheitsfälle. Wir sehen, dass die Mitarbeiter-Innen besonders gefordert sind und mussten reagieren.
ÖSTERREICH : Derzeit fährt Ihr erster Wasserstoffbus in Wien. Gelingt die Energiewende?
Reinagl: Die finanziellen Spielräume werden immer kleiner, dennoch sind wir überzeugt, dass das Angebot auf die Öffis umzusteigen der richtige Weg ist. Außerdem: Die EU verhängt Strafzahlungen, wenn wir zu viel CO2 ausstoßen. Da ist es doch besser, das Geld gleich in die Energiewende zu investieren. Wenn wir eine Verkehrswende schaffen wollen, ist es nicht fünf vor zwölf, sondern ganz knapp vor zwölf. Wir wären bereit.
ÖSTERREICH : Wie reagieren die Wiener Linien auf die sinkende Masken-Disziplin?
Reinagl: Ich diskutiere gar nicht, ob die Maskenpflicht gut oder schlecht ist. Es ist eine Verordnung, die die Wiener Linien umzusetzen haben. Ich kann nur appellieren, dass die Fahrgäste uns unterstützen.
ÖSTERREICH : Trotzdem wird fast nicht kontrolliert, oder?
Reinagl: Den Eindruck, dass weniger kontrolliert wird, kann ich nachvollziehen, weil wir alle Kräfte im Fahrdienst brauchen. Dass nicht kontrolliert wird, stimmt aber nicht.
ÖSTERREICH : Werden die Konf likte härter?
Reinagl: Beliebtheitspreise gewinnen wir mit der Maskenpflicht keine. Egal wie wir es machen, machen wir es falsch. Aber wir vollziehen hier eine Verordnung so gut wir können und versuchen mit einem Augenzwinkern, für das die Wiener Linien bekannt sind, zu überzeugen. Wenn aber KontrollorInnen den ganzen Tag beschimpft werden und dann keine Lust mehr auf Diskussionen haben, kann ich das nachvollziehen. Bei allem Verständnis für Kritik: Das Aggressionspotenzial steigt stark. Ich kann nur bitten, nicht alles am Personal auszulassen. Das geht leider oft so weit, dass MitarbeiterInnen schwer verletzt im Spital landen.
ÖSTERREICH : Was tun Sie gegen den Arbeitskräftemangel?
Reinagl: Sehr viel. Wir starten etwa monatlich eine Fahrschule und bieten dabei auch Deutschkurse. Man steigt mit 2.300 Euro brutto ein und kann bei Nacht-und Wochenenddiensten dazuverdienen.