Mutter und Schwester von Banden-Boss geschnappt

Telefon-Mafia ist Familien-Unternehmen

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Der Chef der Falschen-Polizisten-Bande versteckt sich in der Türkei – während seine Familie in Wien vor Gericht steht.

Es geht um jene mafiose Gruppierung, die österreichweit mit computertechnisch veränderten Rufnummern gezielt Personen anruft, deren Vornamen auf ein hohes Alter hinweisen. Beim Telefonat werden den gutgläubigen Senioren die abenteuerlichsten Storys aufgetischt – warum sie den Anrufern (die sich als Polizisten ausgeben) ihr Vermögen aushändigen sollen: Mal geht eine Einbrecherbande im Grätzel um, mal steckt ein Verwandter in der Klemme, jemand ­Nahestehender sei an Corona erkrankt oder die Schließfächer seien nach dem Coup auf drei Banken zum Jahresende nicht mehr sicher.

Verurteilt

Kurz darauf kommt ein „Abholer“ vorbei – der die Opfer teils sogar zur Bank chauffiert, um sie um ihr Erspartes zu erleichtern. Einige von ihnen werden noch gesucht, andere bereits verurteilt.

Luftfracht

Der mutmaßliche Haupttäter (und Anrufer) Mehmet Y. sitzt in der Türkei und ist für unsere Behörden nicht greifbar, weil es kein Auslieferungsabkommen gibt. Währenddessen zieht der 35-Jährige weiter frech die Strippen – und das, obwohl seine Mutter Emine (55) und die jüngere Schwester Elif (26) geschnappt wurden, als sie im Vorjahr nach Wien reisten, um Beutestücke zu übernehmen und über Ungarn per Luftfracht in die Türkei zu schicken.

Fälschung

Die beiden stehen kommende Woche gemeinsam mit drei Vertretern einer zweiten (serbischstämmigen Familie) sowie einem weiteren türkischen Komplizen, der von Florian Höllwarth vertreten wird, vor Gericht. Die beiden Frauen werden von den Top-Anwälten, Philipp Wolm und Christian Werner verteidigt. Den Angeklagten wird kriminelle Vereinigung, Geldwäsche sowie die fast serienmäßige Herstellung von falschen Polizei-Ausweisen vorgeworfen. Es gilt die Unschuldsvermutung. (kor)

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