Prozess in Wien

U-Bahn-Vergewaltiger kassiert fünf Jahre Haft

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Der angeklagte Tunesier soll das Opfer durch halb Wien verfolgt und dann bei der U-Bahn-Station Jägerstraße vergewaltigt haben.

Ein 24-Jähriger musste sich am Dienstag wegen Vergewaltigung am Landesgericht Wien verantworten. Um nicht sein Gesicht zeigen zu müssen, hielt sich der mutmaßliche Täter vor der Verhandlung ein Schulheft übers Gesicht. Nach anfänglichen Leugnen der Tat und einer Diskussion mit seinem Verteidiger Anwalt Manfred Arbacher-Stöger  in einem Nebenzimmer, zeigte sich der angeklagte Tunesier vollumfänglich geständig. 

Am Nachhauseweg verfolgt

Der Vorfall ereignete sich am 18. März. Das Opfer (26) hatte zuvor im U4 gefeiert und war dann mit der U-Bahn nach Hause unterwegs. Bereits bei der Disko soll der 24-Jährige die junge Frau belästigt haben, er verließ das Lokal um 5 Uhr morgens. "Ich habe gesehen, dass sie mich angelächelt hat. Es hat mich gefreut, dass mich eine hübsche Frau anlächelt",  sagte der Angeklagte vor Gericht.

Laut Staatsanwältin hätten sich die beiden zwar geküsst, aber das Opfer soll bald "Nein" zu ihm gesagt haben. Das wollte der 26-Jährige nicht akzeptieren. Um sich zu wehren, biss sie ihm in die Lippe und suchte sich in der U-Bahn U4 Hilfe bei einem Pärchen. Die beiden boten der 26-Jährigen sogar an, sie bis nach Hause zu begleiten.

Da aber der Verdächtige zu dieser Zeit nicht zu sehen war, lehnte sie ab. Als sie die U6 bei der Jägerstraße verließ, schrieb sie dem Paar sogar noch in einer SMS, dass alles in Ordnung sei. 

Doch der Mann hatte sich in einem anderen Waggon und hinter Säulen versteckt und sie über elf Stationen verfolgt, um gleich neben der U-Bahnstation Jägerstraße über sie herzufallen. Dies zeigten Aufnahmen der Überwachungskameras der Wiener Linien.

Völlig unerwartet riss er dann neben einem Fußballkäfig zu Boden und vergewaltigte sie. Das Opfer wehrte sich heftig und versuchte noch nach ihrem Handy zu greifen.

Passant griff ein 

Obwohl die junge Frau laut um Hilfe schrie, sollen Passanten in der Nähe nicht eingegriffen haben. Erst als der A1-Mitarbeiter Timo R. die Schreie hörte, ging er mutig dazwischen. Der Ex-Fußballer und passionierte Jogger verfolgte den Täter und trieb ihn (nach gewähltem Notruf in ständigem Kontakt mit der Polizei) in die Arme der Beamten.  Es gilt die Unschuldsvermutung. 

Timo R-Vergewaltigung

Timo R. half dem Opfer und trieb den Vergewaltiger in die Arme der Polizei. 

© Fuhrich

Wie sich herausstellte, war der Tunesier bereits ein Mal aus Österreich abgeschoben worden. Im vergangenen Jahr kam er wieder illegal, dieses Mal sogar ganz ohne Papiere. Vom Gericht kassierte der Angeklagte fünf Jahre wegen Vergewaltigung. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.

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