Wien

Neues Sicherheits-Paket für Öffi-Fahrer

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Fahrerkabinen werden adaptiert, Videoüberwachung ausgebaut.

In Wien ist am Mittwoch ein neues Sicherheitspaket für Mitarbeiter der Wiener Linien präsentiert worden. Eine Reihe von neuen Maßnahmen soll das Personal in den Öffis besser vor Übergriffen schützen. So werden etwa Fahrerkabinen in alten Straßenbahngarnituren verbessert, die Videoüberwachung ausgebaut und modernere Fahrzeuge eingesetzt. Die Details werden nun mit dem Betriebsrat verhandelt.

In den vergangenen Monaten ist in Wien intensiv über das Thema Gewalt in öffentlichen Verkehrsmitteln diskutiert worden. Anlass dafür waren eine Reihe von gewaltsamen Attacken auf das Fahrpersonal. Zwar nehmen - wie die Wiener Linien versichern - Übergriffe statistisch gesehen sogar ab, dass einige massive Vorfälle zeitlich knapp hintereinander geschahen, sorgte dennoch für Schlagzeilen. Letztendlich demonstrierten auch die Personalvertreter ihren Unmut: Am 23. April wurden Betriebsversammlungen angesetzt, die kurzfristig lediglich einen Öffi-Notbetrieb erlaubten.

"Ausfälligkeiten und tätliche Übergriffe auf Mitarbeiter der Wiener Linien sind nicht zu akzeptieren", erklärte heute auch die Wiener Vizebürgermeisterin Renate Brauner (SPÖ). Gemeinsam mit den beiden Geschäftsführern der Wiener Linien, Alexandra Reinagl und Eduard Winter, präsentierte sie einige bereits beschlossene sowie fünf neue Maßnahmen. In Umsetzung befindet sich etwa die Aufstockung der in den Öffis patrouillierenden Bereitschaftseinheiten der Polizei von 120 auf 150 Beamten. Auch das Deeskalationstraining wurde intensiviert.

Außerdem verfügen Fahrzeuge der Wiener Linien über einen stillen sowie einen lauten Alarm. Fahrer sind weiters über Funk mit der Leitstelle verbunden. Rundgänge im Nachtbetrieb werden zudem ausschließlich zu zweit durchgeführt, wurde heute versichert. Und ein eigenes Kriseninterventionsteam betreut Kollegen, die Opfer von Übergriffe wurden.

Fahrerkabinen werden nachgerüstet

Nun wird das Programm erweitert: So werden die Fahrerkabinen für den älteren Straßenbahn-Typ "E2" verbessert. Der Lenkerplatz wird mit einer erhöhten Glaswand ausgerüstet, wie es sie etwa in den modernen Niederflur-Bims vom Typ ULF bereits gibt. 120 Garnituren sind davon betroffen. Außerdem wird die Videoüberwachung ausgebaut. Umfasst sind davon neben den "E2"-Gefährten auch ältere ULFs. Bis Ende 2016 soll es in mehr als 60 Prozent aller Straßenbahnen dann Kameras geben.

Ähnlich die Situation bei den Bussen. 2016 soll dort der Anteil der Fahrzeuge mit Videoüberwachung 75 Prozent betragen, wobei der Prozentsatz vor allem durch die Modernisierung der Flotte (mittels neuer Mercedes-Busse mit Kameras, Anm.) erhöht wird. Generell soll in den Abend- und Nachtstunden vorzugsweise neues Material eingesetzt werden. Zudem gibt es laut Wiener Linien Gespräche über eine Videoüberwachung bzw. eine verbesserte Beleuchtung bei den Endstellen. Die Umsetzung dieses Pakets dürfte rund zwei Millionen Euro kosten, hieß es heute.

Kein Pfefferspray
Mit der Gewerkschaft bzw. dem Betriebsrat sind die Maßnahmen akkordiert. Über die Details wird jedoch noch verhandelt, wie betont wurde. Einige Maßnahmen, die im Vorfeld diskutiert - und teils auch gefordert - wurden, werden nicht kommen. So ist etwa nicht geplant, das Personal mit Pfefferspray auszurüsten. Man sei gegen "Rambovorschläge" und wolle kein Klima der Angst, so Brauner. Auch der Einsatz von mehreren Fahrern in einem Bus bzw. einer Garnitur sei nicht finanzierbar.

Der Betriebsrat wertete die heutige Präsentation prompt auch nur als "Schritt in die richtigste Richtung". "Es zeigt deutlich, dass den Stadtverantwortlichen die Anliegen der Beschäftigten ein großes Anliegen sind", so Betriebsratsvorsitzender Kurt Wessely in einer Aussendung. Die Forderungen seien aber "bei weitem" noch nicht erfüllt, hieß es in einer ersten Stellungnahme der Personalvertretung.
 

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