Expertenbericht

Zu wenig Sexualkunde an unseren Schulen

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Ein Europäischer Bericht zeigt: Obwohl Sexualerziehung verbindlich in den Schulen auf dem Programm steht, wird das Fach meist nicht unterrichtet.

Sind Österreichs Schulen zu prüde? Erst kürzlich verhängte ein Lehrer an einer niederösterreichischen Schule Kuss-Verbot am Schulgelände. Jetzt lässt der neue, internationale Report "Sexualerziehung in der Europäischen Region", in dem auch die Situation an Österreichs Schulen analysiert wird, aufhorchen: Obwohl Sexualerziehung bei uns verbindlich in den Schulen auf dem Programm steht und schon seit zwei Generationen fix verankert ist, erhalten nur die Hälfte der jungen Menschen wirklich irgendeine Form der Sexualerziehung in der Schule, wird unter anderem kritisiert.

Dabei machten die Experten vom Europäischen Netzwerk des Internationalen Verbandes für Familienplanung (IPPF), die den Bericht in Zusammenarbeit mit der Universität Lund (Schweden) und der WHO verfasst haben, mehrere Gründe für das Fehlen von Sexualunterricht an Österreichs Schulen aus:

These 1: Religion drängt Sex-Unterricht zurück
Insgesamt sei der religiöse Einfluss in den Schulen in Österreich stark. "Sexualerziehung war und ist ein kontroversielles Thema", heißt es in dem Bericht.

These 2: Schüler frühreif
"Generell glaubt man, dass die jungen Leute zu früh sexuell aktiv werden." Die Experten führen das Fehlen von Sexualerziehung auf ein vermehrtes Wissen über die Schwangerschaftsverhütung wegen der frühen Erfahrungen, die Jugendliche hierzulande machen, zurück.

These 3: Sexualkunde ist realitätsfremd
"Es gibt auch die Auffassung, dass die Sexualerziehung nicht mit den persönlichen Erfahrungen der heutigen Jugend Schritt hält.", heißt es in dem Bericht.

These 4: Mangelnde Ausbildung der Lehrer
Auch an der Ausbildung der Lehrerschaft und am mangelnden Engagement vieler Lehrer und Schulen sehen die Experten ein Defizit.

These 4: Wenig öffentliche Gelder für Sexualkunde
Kritisiert wird auch, dass Aktivitäten der Sexualerziehung von nicht-staatlichen Institutionen (NGOs) nur teilweise aus öffentlichen Geldern unterstützt werden und Schulen oft auch nicht wissen, dass es auf diesem Gebiet auch Hilfe von außen geben könnte. Besonders schlecht zugänglich wären solche Informationsangebote für Kinder und Jugendliche aus muslimischen Haushalten.

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