Warum R. verhaftet wurde

Justiz: Wie der Leibwächter die FPÖ betrogen hat

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Dem ehemaligen Strache-Leibwächter drohen nun bis zu 3 Jahre Haft.

Die Staatsanwaltschaft hat am Donnerstag bestätigt, dass in der Spesenaffäre rund um den ehemaligen FPÖ-Parteichef Heinz-Christian Strache erste Personen einvernommen worden sind. Dabei handelt es sich um den in der Nacht auf Dienstag festgenommenen und am Mittwoch wieder entlassenen ehemaligen Leibwächter Straches und die frühere Büroleiterin des Ex-Spitzenpolitikers.
 
Die "umfangreichen Vernehmungen" wurden der Aussendung zufolge am Mittwoch durchgeführt. Das Verfahren zur Spesenaffäre läuft bereits seit 18. September, hieß es weiter. Es hätte sich aus "Beweisergebnissen der Causa Ibiza" entwickelt, so die Staatsanwaltschaft. In dem aktuellen Verfahren besteht der Verdacht, der Leibwächter und die Büroleiterin "hätten seit mehreren Jahren Privatausgaben von Heinz-Christian Strache im Wege von Scheinbelegen der Freiheitlichen Partei verrechnet", teilte die Staatsanwaltschaft offiziell mit.
 

Bis zu 3 Jahre Haft

Sie hätten die FPÖ "dadurch in einem 5.000 Euro übersteigenden Betrag am Vermögen geschädigt", berichtete die Behörde. Den Verdächtigen droht damit eine Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren. Verdächtig wegen des Vergehens der Untreue sind derzeit der Leibwächter, die Büroleiterin - und Strache selbst. Er wurde im Vergleich zu den beiden anderen jedoch noch nicht einvernommen, laut Staatsanwaltschaft ist das durchaus üblich.
 
In den bisherigen Ermittlungen stellte die Staatsanwaltschaft "eine Vielzahl an Unterlagen, insbesondere Rechnungsbelege" sicher. Diese gilt es nun auszuwerten, weiters sprach die Staatsanwaltschaft von "anderen noch erforderlichen Ermittlungsschritten und Vernehmungen". Straches Frau Philippa und FPÖ-Generalsekretär Harald Vilimsky, die in der anonymen Anzeige im Zusammenhang mit "privater Lebensführung" ebenfalls erwähnt werden, sind derzeit nicht Teil von Ermittlungen der Staatsanwaltschaft.

Belege

Straches Ex-Leibwächter soll Rechnungen von Strache seit 2013 abfotografiert und/oder gesammelt haben. Und dabei „tonnenweise Material“ haben, so ein Insider.

Der Ex-FP-Vizekanzler soll neben einem üppigen Spesenkonto von bis zu 10.000 Euro im Monat noch zusätzliche Ausgaben verrechnet haben.

  • Miete. Zudem hat die FPÖ auch die Mietkosten (rund 2.500 Euro im Monat) für Straches Domizil in Klosterneuburg übernommen. Davor sei auch eine Mietwohnung im 1. Bezirk teils über die FPÖ verrechnet worden.
  • Partys. In den Rechnungen sollen sich zudem Partys, Kleidung und sogar Medikamente befinden. Strache verdiente als Vizekanzler übrigens zuletzt rund 22.000 Euro brutto im Monat. Als FPÖ-Klubchef immerhin über 15.000 Euro im Monat.
  • Bodyguard. Neben dem üblichen Dienstwagen und Fahrer bezahlte die FPÖ übrigens bis zuletzt auch Personenschutz für Strache.
  • Philippa. Und, was vielen in der FPÖ bereits seit geraumer Zeit übel aufstieß, auch Philippa Strache soll für ihre Tätigkeit als Social-Media-Beauftragte der FPÖ 11.000 Euro im Monat erhalten haben.
 

Strache-Bodyguard packte über »Chef« aus

Was weiß Oliver R. alles über Straches Machenschaften? Bis zu seinem Rücktritt im Mai hatte Oliver R. - seines Zeichens Polizist und Sicherheitschef von Strache - den Ex-FP-Chef überall hin begleitet. Er war auf Politterminen ebenso dabei wie auf Partys und Auslandsreisen. Oliver R. weiß viel über Strache und die Wiener FPÖ. Und dürfte davon detailliert in seiner Einvernahme geredet haben. Zudem haben die Ermittler bei ihm offenbar auch Fotos sichergestellt.
 
Gesichert ist jedenfalls, dass Oliver R. nach dem Auftauchen des Ibiza-Videos plötzlich "fast unsichtbar" geworden sei. Oliver R. soll Strache allerdings bereits im April über das Ibiza-Video informiert haben.

Im April 2019 soll Oliver R. Strache informiert haben

 
2014 zerkrachte sich Oliver R. mit Strache. Der Leibwächter war damals krank, Strache zahlte ihm versprochene Überstunden offenbar nicht aus. Damals war Oliver R. eng vernetzt mit dem Anwalt, der im Ibiza-Video eine Rolle spielte.
2017 versöhnte er sich mit Strache. Im April 2019 informierte er ihn offenbar über das Video. Jetzt tobt wieder ein offener Streit.

 

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