Arthur Wechselberger

Ärztekammer-Chef stellt Hauptverband infrage

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Begeisterung über starke Zentralorganisation ist endenwollend.

Nach seinem Wiener Kollegen Thomas Szekeres, der die Abschaffung des Hauptverbandes gefordert hatte, stellt auch der Präsident der Österreichischen Ärztekammer, Artur Wechselberger, die Dachorganisation der Sozialversicherungen infrage. In einer Pressekonferenz meinte Wechselberger am Mittwoch, dass man sich über die Struktur "Gedanken machen muss".

Der Ärztekammer-Präsident glaubt, dass auch innerhalb der Sozialversicherungen die Begeisterung über die starke Zentralorganisation "endenwollend" ist. Er hält es für "durchaus legitim", zu hinterfragen, ob es dem Fortschritt dient, wenn die starke Zentralorganisation die Selbstverwaltung auf Länderebene konterkariere. Dass damit auf der anderen Seite auch die Bundes-Ärztekammer obsolet werden könnte, glaubt deren Präsident aber nicht. Diese habe ganz andere Aufgaben, als Beispiel nannte Wechselberger, dass die Bundes-Ärztekammer die Ärzteliste führe.

Gespräche in allen Bundesländern

Nach dem Streik- und Aktionstag der Ärztekammer gegen die geplante Primärversorgung vor Weihnachten setzt die Standesvertretung nun wieder auf Dialog. In allen Bundesländern laufen derzeit Gespräche der Ärztekammer mit den Sozialversicherungen und den Ländern, teilte Wechselberger mit. Es handle sich dabei um einen wichtigen Versuch, zu einer konstruktiven Lösung zu kommen. Oberösterreich, wo ein angedrohter Ärztestreik nach einer Einigung mit der Gebietskrankenkasse wieder vom Tisch ist, könnte dabei ein Beispiel auch für die anderen Bundesländern sein. Dort hat man den niedergelassenen Ärzten Vorrang vor Ambulanzen eingeräumt. Wenn nicht weiter gespart und weitere Kassenstellen gestrichen werden, sei eine gedeihliche Zusammenarbeit möglich, sagte Wechselberger. Er hofft, dass von den Ländern diesbezüglich auch ein gewisser Druck auf den Bund ausgeübt wird.

Bezüglich der geplanten Primärversorgung beharrte Wechselberger auf einer Vernetzung bestehender Einrichtungen, neue Einrichtungen sollten in dieses System integriert werden. Man lehne es aber ab, Zentren "auf die grüne Wiese" zu setzen. "Wir wollen keine zentralisierte Medizin", sondern eine wohnortnahe. Und eine solche definiere sich auf dem Land anders als in einer Stadt.

Forderung nach neuen Kassenstellen

Der Ärztekammer-Präsident bekräftigte die Forderung nach mindestens 1.000 neuen Kassenstellen österreichweit. Außerdem seien mehr Verträge mit nicht-ärztlichen Gesundheitsdienstleistern nötig. Als Beispiele nannte Wechselberger die Psychotherapie und die ambulante Pflege, wo es schwere Defizite gebe. Außerdem bekräftigte der Ärztekammer-Präsident die Forderung nach mehr Geld, auch um das Problem der Gangbetten und der immer länger werdenden Wartezeiten in den Griff zu bekommen. Im Falle weiterer Einsparungen drohe eine Zerstörung des Systems und stattdessen ein staatlicher Gesundheitsdienst, wo die Versorgungsmängel wie in Großbritannien noch viel größer seien.

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