Die Vorarlberger Landesstatthalterin Barbara Schöbi Fink (ÖVP) fordert bei staatlichen Finanzhilfen für die Wien Energie auch Geld für Vorarlberg, etwa in Form eines Rettungsschirms für durch die hohen Energiepreise gebeutelten Betriebe
Der Vorarlberger Energieversorger brauche keine finanzielle Unterstützung, weil er eine andere Geschäftspolitik verfolge als die Wien Energie, erklärte sie am Dienstag nach der Regierungssitzung in Bregenz.
Es stehe außer Frage, dass man ein Unternehmen wie die Wien Energie nicht einfach sterben lassen könne, sagte Schöbi-Fink, "aber was nützt uns so ein Rettungsschirm?", fragte sie. Von den Illwerken/VKW werde schon lange eine andere Geschäftspolitik verfolgt, erklärte dazu deren Vorstand Christof Germann, weshalb man nicht in dieselbe Situation wie der Wiener Stromversorger kommen könne. Längerfristige Geschäfte würden nicht an der Börse, sondern mit ausgewählten Partnern gehandelt, wofür keine Sicherheiten nötig seien. An der Börse handle man nur sehr kurzfristig im Tagesgeschäft, die dafür erforderlichen Sicherheiten seien gering und stünden einen oder zwei Tage später bereits wieder frei zur Verfügung.
Für die Vorarlberger Haushalte seien Stromversorgung und -preis vorerst bis zum 1. April 2023 gesichert, in der Industrie sehe es schwieriger aus, unterstützte der grüne Energielandesrat Daniel Zadra (Grüne) die Forderung seiner Regierungskollegin nach allfälliger Unterstützung für Unternehmen. Eine solche wird derzeit im Wirtschaftsministerium in Wien erarbeitet.
Neuregelung des Strommarktes
Ebenso sprach sich Zadra für eine Neuregelung des Strommarktes auf europäischer Ebene aus. Gestern hatte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen eine solche angekündigt.
Germann hielt es für sinnvoll, das Merit-Order-System zumindest temporär zu adaptieren. Ganz verdammen wollte er das System aber nicht: Seit dem Jahr 2000 hätten sich die österreichischen Stromkunden damit 15 Mrd. Euro erspart.
Die Stromversorgung für den Winter sei in Vorarlberg gesichert, betonten Schöbi-Fink, Zadra und Germann. Zum einen hätten die Illwerke/VKW Gasspeicher zugekauft, dieser sei bereits voll, und zum anderen sei in den Stauseen vorsorglich der Pegel erhöht worden. Sie riefen dennoch zum Stromsparen auf. Land und Gemeinden wollten diesbezüglich mit gutem Beispiel vorangehen. "Jede eingesparte Kilowattstunde trägt zur Versorgungssicherheit bei", so Germann. Der Illwerke/VKW-Vorstand unterstrich auch die Leistbarkeit des Stroms für Privatkunden. Für einen durchschnittlichen Haushalt werde sich die Gesamtstromrechnung im heurigen Jahr auf 644 Euro belaufen - nach 670 Euro im vergangenen Jahr. Während eine Kilowattstunde in Vorarlberg 16 Cent koste, seien es in Wien über 42 Cent.