Maske, Gurgeltests und Hygiene: Diese Änderungen bringt das neue Schuljahr.
Die meisten Eltern gehen mit einem zwiespältigen Gefühl in das neue Schuljahr, das morgen für 500.000 Schüler aus Wien, Niederösterreich und dem Burgenland startet. Einerseits gibt es im Hinblick auf die Covid-19-Infektionsgefahr weiterhin große Bedenken. Auf der anderen Seite ist aber eine große Erleichterung spürbar, dass nach etwa sechs Monaten (Lockdown und Sommerferien) das normale Leben endlich wieder seinen Lauf zu nehmen beginnt.
In Wien steht die Corona-Ampel derzeit auf Gelb
Maske auf den Gängen. So ganz normal wird sich der Schulalltag dann aber doch nicht gestalten – vor allem für die etwa 250.000 Schüler in Wien, wo die Corona-Ampel derzeit auf Gelb steht. Dadurch müssen einige Schutzmaßnahmen verschärft werden. So gilt im Eingangsbereich beim Betreten und Verlassen der Schule und auf den Gängen in den Pausen Maskenpflicht. Im Unterricht selbst muss keine Maske getragen werden, auch wenn die Lehrergewerkschaft das fordert. Bildungsminister Heinz Faßmann erteilt dem aber eine Absage: „Eine generelle Verpflichtung halte ich nicht für sinnvoll. Sechs Stunden mit Maske dem Unterricht zu folgen, kann ich mir im Sinne einer bereichernden Unterrichtsgestaltung nicht vorstellen.“ (Siehe Interview unten)
Sport im Freien, viel Händewaschen & Gurgeltests
In den „grünen“ Bundesländern Niederösterreich und Burgenland startet das neue Schuljahr lockerer. Maskenpflicht besteht zumindest vonseiten des Unterrichtsministeriums keine, allerdings kann das jede Schule individuell handhaben. Infos darüber finden sich auf den Webseiten der Bildungsanstalten. Hoch gehalten werden generell die Hygienemaßnahmen. Schüler sind verpflichtet, sich so oft wie möglich die Hände zu waschen.
Ebenfalls eine generelle Maßnahme: Der Sportunterricht soll, so es das Wetter erlaubt, im Freien stattfinden. Geht das nicht, ist im Turnsaal auf Abstand zu achten. Etwas problembehaftet ist auch der Musikunterricht: Da durch das Singen Aerosole weit verbreitet werden, gilt dabei eine Maskenpflicht.
Worauf sich die Schüler ebenfalls einstellen müssen, sind regelmäßige Gurgeltests. Alle drei bis vier Wochen werden 15.000 Schüler und 1.200 Lehrer zum Gurgelwasser-Coronatest gebeten, um einen bestmöglichen Überblick über die Infektionslage zu gewährleisten.
Müssen Kids Maske tragen?
Die Maßnahme hängt von der Corona-Ampel, aber auch von der jeweiligen Schule ab.
Bundesweit einheitlich ist, dass im Unterreich keine Maske getragen werden muss. Ausnahme: im Musikunterricht beim Singen. Wenn die Corona-Ampel auf Gelb steht, muss beim Betreten und Verlassen der Schule Maske getragen werden. Das Gleiche gilt auf den Gängen während der Pausen. Jede Schule kann individuell zusätzliche Maßnahmen erlassen.
Wie funktioniert Gurgeltest?
Regelmäßig werden 15.000 Schüler und 1.200 Lehrer auf Covid-19 getestet.
Die Schüler müssen eine Minute lang mit einer Kochsalzlösung gurgeln. Dabei werden sie von Schulärzten oder Studenten medizinischer Berufe angeleitet, damit beim Gurgeln so viele Zellen wie möglich gesammelt werden. Um die Infektionsgefahr gering zu halten, wird im Freien oder in großen, gut gelüfteten Räumen getestet.
Dürfen Eltern mit in die Schule?
Solange die Corona-Ampel auf Grün steht, dürfen Eltern mit ins Schulgebäude.
Eltern und schulfremde Personen sind verpflichtet, im Schulgebäude eine Maske zu tragen – auch, wenn die Corona-Ampel auf Grün steht. Bei Orange haben alle schulfremden Personen keine Erlaubnis mehr, die Schule zu betreten. Eltern dürfen nur mehr in besonderen Fällen in die Schule ihrer Kinder.
Faßmann spricht Klartext: "Brauchen schnellere Tests für unsere Schulen"
ÖSTERREICH: Die Schule startet jetzt offensichtlich in Wien, Linz, Graz und Kufstein mit Masken in den Gängen. Wird das tatsächlich so stattfinden, ab Montag startet ja bereits Wien.
Heinz Faßmann: Ich begrüße die Corona-Ampel. Sie ist das Gegenkonzept zu bundesweiten und undifferenzierten Maßnahmen. Die Kommission hat ihre Empfehlungen vorgestellt, wir werden diese für die Schulen natürlich umsetzen.
ÖSTERREICH: Jetzt fordern die Lehrer eine Maskenpflicht sogar im Unterricht. Sie würden da eher auf Distance-Learning umsteigen. Warum?
Faßmann: In bestimmten Situationen können Lehrer sehr wohl sagen, Maske im Unterricht ist erlaubt – zum Beispiel bei Gruppenarbeiten, bei denen die Schüler ihre Köpfe zusammenstecken. Aber eine generelle Verpflichtung halte ich nicht für sinnvoll. Sechs Stunden lang mit Maske zu unterrichten, aber auch sechs Stunden mit Maske dem Unterricht zu folgen, kann ich mir im Sinne einer bereichernden Unterrichtsgestaltung nicht vorstellen.
ÖSTERREICH: Was geschieht, wenn in einer Klasse ein Corona-Fall auftritt?
Faßmann: Wenn ein Kind positiv getestet wird, dann müssen die anderen Mitschüler in Quarantäne, wenn sie zu engen Kontaktpersonen zählen. Aber wenn der Verdachtsfall negativ getestet wird, dann geht das Schulleben normal weiter. Wir sollten erreichen, dass wir Verdachtsfälle schneller testen. Das dauert manchmal mehrere Tage, und es herrscht Unsicherheit bis zum Vorliegen der Ergebnisse. In dem Punkt bin ich unzufrieden.
ÖSTERREICH: Es gibt für die Schulen ein großes Hygienehandbuch: viele Empfehlungen – und weniger harte Regeln. Reicht das?
Faßmann: Erstens gibt es eine Verordnung, mit der wir auch auf steigende Infektionszahlen reagieren können. Und zum Zweiten sind bei manchen Ampelphasen schon jetzt klare Verbote ausgesprochen, etwa beim Betretungsverbot für schulfremde Personen bei der Ampelfarbe Orange. Aber natürlich muss man differenzieren, eine Schule im ländlichen Raum kann Regelungen oft leichter umsetzen als eine in der Stadt. Ich nehme da Rücksicht auf die Schulautonomie. Aber wenn es hart auf hart geht, bin ich auch hart.
ÖSTERREICH: Sie wirken trotzdem ruhig. Die Zahlen gehen aber massiv nach oben – es ist so eine Situation, in der man nicht weiß, was auf einen zukommt.
Faßmann: Ja, so ist es. Ich betrachte die Situation einerseits mit Sorge, weil die Zahlen insgesamt im Ansteigen sind. Ich sehe auf der anderen Seite aber auch, dass die Zahl der Genesenen steigt und die Kapazität in den Krankenhäusern bei Weitem nicht ausgelastet ist. Ich gehe mit wirklichem Respekt in den Herbst hinein und würde etwas von diesem Respekt auch den Lehrern und den Eltern mitgeben. Die Pandemie ist nicht vorbei.
ÖSTERREICH: Der Kanzler sagt, im Sommer 2021 haben wir es überstanden. Und Sie?
Faßmann: Ich will jetzt keinen Wettbewerb des Optimismus beginnen, aber was der Kanzler gesagt hat, ist realistisch. Ich spreche viel mit den Universitäten. Die Fortschritte bei der Entwicklung von Therapeutika und besonders bei den Impfstoffen sind wirklich beachtlich.
ÖSTERREICH: Müssen sich alle Kinder impfen lassen?
Faßmann: Es wird keine Impfpflicht geben, aber wir werden an die Vernunft appellieren. Ich glaube, es gibt eine hohe Bereitschaft, wieder zurück zur Normalität zu kommen. Dafür muss man sich impfen lassen. Ich würde mich auch impfen lassen.Günther Schröder