Unerträglich

Gerald Grosz: Mail an Claudia Plakolm

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Polit-Blogger und oe24-Kolumnist Gerald Grosz schreibt mit gewohnt spitzer Zunge.    

Frau Plakolm!
Bis dato wusste ja kein Mensch von Ihrer Existenz, also jener auf der Regierungsbank. Nur die masochistisch veranlagten Insider haben von Ihrer Tätigkeit als Staatssekretärin für Jugend Kenntnis erlangt. Nun sind Sie berühmt, beherrschen die Titelseiten, als Staatssekretärin mit den meisten Fahrkilometern im Jahr.

Mit „Einmal um die ganze Welt und die Taschen voller Geld“ beglückte uns Karel Gott. Sie beglücken uns weniger, aber die Fahrbilanz zeigt, Sie sind ein fleißiges Bienchen im Bienenstock des Herrn Schmähammer. „Die Plakolm arbeitet so viel, die ist den ganzen Tag unterwegs“, lautet das wohlmeinende Urteil aus Ihrer Umgebung.

Die weniger charmante Version ist, dass Sie sich täglich nach Oberösterreich ins traute Heim chauffieren lassen würden. Und daher diese unglaubliche Kilometeranzahl von 47.500 im Jahr zustande kommt. Manche behaupten auch, die Funktion der Bundesobfrau der Jungen Volkspartei sei sehr arbeitsintensiv, vom Speckfest in Untergatschenbrunn am Laternenmasten zum Handballturnier der JVP Kickeritzpatsch. Nur stelle ich mir dann die Frage, warum ich als Steuerzahler ausgerechnet den Sprit, das Auto und den Fahrer einer Funktionärin einer Teilorganisation der Neuen Volkspartei zahlen soll?! Sei es drum, die meisten Österreicher haben weder einen Chauffeur noch einen Dienstwagen und allein den Sprit für 47.500 Kilometer kann sich kein Mensch mehr leisten.

Denn es ist ja Ihre Regierung, Frau Plakolm, die den Treibstoffkonzernen keinen Einhalt bietet. Während in Kroatien der Benzin 95 am Wochenende bei 1,49 Euro lag, kassieren in Österreich die von Ihnen geschonten Raubritter und Wegelagerer 1,70 Euro pro Liter. Das wissen Sie natürlich nicht, weil Sie ja nicht tanken. Diese untergeordnete Tätigkeit überlassen Sie, wie gesagt, dem Chauffeur. Sie wissen auch nicht, wie hoch die Leasingrate Ihrer Limousine ist. Das überlassen Sie der Buchhaltung des Kanzleramtes. Jetzt frage ich mich: Was wissen Sie bzw. was befähigt Sie Staatssekretärin einer Regierung zu sein? Sie sind eben das klassische Beispiel für Personen, die es aufgrund interner Machtspiele in eine Funktion spült, ohne die Lebensrealität der Mitmenschen zu kennen.

Hunderttausende Menschen sind täglich auf das Auto angewiesen. Sie tanken selbst, sie fahren selbst und sie ärgern sich, dass die Tankstelle einen großen Teil ihres Gehaltes einbehält. Und es ärgern sich viele Eltern im ländlichen Raum, die ihre Kinder täglich in den Kindergarten oder in die Schule fahren, obwohl sie auf kein Plakolm’sches Susi-Sorglos-Verkehrspaket verweisen können. Frau Plakolm! Wollen Sie etwas Sinnvolles tun? Sorgen Sie für eine Entlastung der Autofahrer im Land! Sorgen Sie für ein Ende der Wegelagerei der Treibstoffkonzerne!

Beenden Sie den unerträglichen Stillstand in der Regierung!

  

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