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Grosz gesagt: Der kritische Blick

Gerald Grosz zu Regenbogenfahnen: 'Sonntagstolerant'

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Polit-Blogger und oe24-Kolumnist Gerald Grosz kommentiert für Sie die Polit-Woche in seiner bekannt charmanten Art.  

Stolz schwenken sie in unseren Breiten die Regenbogenfahnen, denn man will als Sonntagstoleranter auch irgendwie dazugehören, zur modernen und schicken, woken Minderheitenunterstützungscommunity und seinen guten Willen zeigen. Denn nur wer unentwegt relativ Gutes tut, sich in bunten Farben verhüllt und es dabei jedem ins Gesicht brüllt, darf sich der elitären Mitgliedschaft in der regenbogenfarbenen Liga der toleranten Gutmenschen sicher sein, darf auch ein Teil der weltweit unablässig agierenden Solidaritätsindustrie sein.

Da werden Amtsgebäude mit Regenbogenfahnen beflaggt, da werden Zebrastreifen eingefärbt, da wird die Sexualität zur politischen Ideologie, zur Ersatzreligion erhoben. Da wird die freie Liebe zur Speerspitze einer Bewegung, die dann gegen Diskriminierung kämpft, wenn es gerade bequem ist und es kaum eine Diskriminierung gibt.

Aber nur, wenns ins Konzept passt, nur wenn‘s keinen verärgert, nur wenn man nicht auf Widerstand stößt und es eigentlich jedem Menschen eh schon scheißegal ist, wann, wie und mit wem er seine lustigen Partys unter der Bettdecke feiert. Mutige Solidarität gibt’s nur dann, wenn’s eh erlaubt ist, wann man in Wahrheit keine Solidarität braucht. Heldenhafte Hilfe lässt man eben großzügig nur Jenen angedeihen, die keine Hilfe brauchen.

"Da ziehen sie ihren Schweif ein"

Die Regenbogenfahne schwenkt man im Kreise der toleranzbewegten, zwanziggeschlechtlichen Ritter von der einen Gehirnzelle, aber nur in Ländern wo es schick ist, wo es ohnedies eine breite Gleichstellung gibt, wo es eben bequem ist, ohne Repressalien einfach „dabei zu sein“. Aber wehe, man braucht die Hilfe dieser Liga in Ländern, wo es verboten ist, wo die Scharia herrscht, wo Menschen- und Grundrechte mit Füßen getreten werden, wo es keinen Minderheitenschutz gibt.

Da ziehen sie ihren Schweif ein, da sind sie feig und jämmerlich, da knien sie vor den Sitten und Gebräuchen aus dem Mittelalter. Denn man darf die Mullahs nicht verärgern, denn diese haben das Geld. Und wer das Gold hat, macht die Regeln. So einfach ist der Grundsatz jener Heuchler, die bei uns gefeiert werden, und wenn keiner zusieht, ihre Grundsätze in den Wüstensand werfen. Und sich selbst hinterher.
 

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