Besuch in Wien

Israels Präsident lobt Österreichs Kampf gegen Antisemitismus

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Der israelische Staatspräsident Yitzhak (Isaac) Herzog hat am Dienstag bei einem Besuch in Wien Österreichs Kampf gegen Antisemitismus gelobt 

Der "kompromisslose Kampf gegen Antisemitismus" der österreichischen Regierung solle "Beispiel" für andere Länder sein, sagte Herzog in einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Bundespräsident Alexander Van der Bellen. Israel schätze das "sehr". Herzog erinnerte auch an den Holocaust. "Die Narben sind tief."

Van der Bellen bekräftigte, dass für Österreich die Erinnerung an die Shoah wachzuhalten, eine "zentrale Aufgabe" sei. Die Verfolgung und Vertreibung zehntausender Juden aus Österreich "können und wollen wir nicht vergessen", so der Bundespräsident.

Van der Bellen und Herzog sprachen aber auch über aktuelle politische Themen. Zu den Abraham Accords, den Normalisierungsabkommen Israels mit arabischen Ländern, sagte Herzog, dass er glaube, dass es "noch weitere Abkommen geben wird". Gleichzeitig verschärfe sich die sicherheitspolitische Bedrohung Israels durch das iranische Atomprogramm. Herzog sprach von "dramatischen Zeiten. Wir sind an einer Schwelle." Den Streit um die Justizreform in seinem Land erwähnte der israelische Präsident in seinem Pressestatement, bei dem keine Journalistenfragen zugelassen waren, jedoch nicht.

VdB teilt Israels Sorgen

Van der Bellen erklärte, die israelischen Sorgen im Hinblick auf den Iran und die Hisbollah zu teilen. Die Entwicklung und der Erwerb von Atomwaffen durch Teheran seien zu verhindern. Außerdem betonte er, dass Österreich weiterhin an der Zweistaatslösung festhalte. Hier seien "jede Menge von Fragen offen". Zum Thema Justizreform sagte Van der Bellen, dass sich Herzog für einen "breiten Konsens" einsetze. Er wünschte seinem israelischen Amtskollegen alles Gute dafür.

Beide Staatsoberhäupter bezeichneten die Beziehungen zwischen Österreich und Israel als so gut wie nie zuvor. Durch eine vereinbarte Strategische Partnerschaft würden diese weiter intensiviert. Israel könne Österreich im Bereich Innovation, Forschung und Technologie noch vieles lehren, sagte Van der Bellen, der auch darauf verwies, dass Wien unter den Top-5-Destinationen für israelische Touristen sei.

Dass die Beziehungen zwischen Israel und Österreich "heute so gut sind, schien uns vor wenigen Jahrzehnten unmöglich, fast wie ein Märchen", erklärte Van der Bellen weiter. Aber: "Wir wollten das erreichen." Er zog einen Bogen zu dem österreichischen Publizisten Theodor Herzl, dem Vordenker des Staates Israel, der sagte, "wenn ihr wollt, ist es kein Märchen". Herzog wird an dem Haus in der Berggasse in Wien-Alsergrund, in dem Herzl Ende des 19. Jahrhunderts sein Werk "Der Judenstaat" schrieb, ein Schild anbringen.

Kranzniederlegung  an der Shoah-Namensmauer 

Am Nachmittag gedenken die beiden Staatsoberhäupter mit einer Kranzniederlegung an der Shoah-Namensmauer im Ostarrichi-Park der im Holocaust ermordeten jüdischen Kinder, Frauen und Männer aus Österreich. Mit der Namensmauer in Wien-Alsergrund wird den 65.000 jüdischen Österreicherinnen und Österreicher erinnert, die nach 1938 nicht vor dem Tod flüchten konnten. Sie verhungerten etwa in fremden Ghettos, wurden erschossen oder in Vernichtungslagern umgebracht. Ihre Namen wurden auf 180 Granitplatten im Ostarrichi-Park vor dem Sitz der Oesterreichischen Nationalbank in Wien-Alsergrund verewigt.

Herzog tauschte sich außerdem mit Vertreterinnen und Vertretern der jüdischen Gemeinde in Österreich aus. Die First Lady Michal Herzog verlieh in der Zwi Perez Chajes Schule der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG) Wien Leistungsstipendien an herausragende Schülerinnen und Schüler. IKG-Präsident Oskar Deutsch betonte in einer Stellungnahme: "Der gute Austausch, der im Rahmen dieses Besuchs gelebt wird, ist ein Zeichen für die enge Verbundenheit zwischen der jüdischen Gemeinde in Österreich und dem Staat Israel."

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