Karfreitag

Online-Petition fordert ganzen Feiertag für alle

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Immer häufiger wird Kritik zum Karfreitags-Regierungsplan laut. 

Während die Koalition versucht, die zahlreichen offenen Details für ihre Halbfeiertagsregelung zum Karfreitag in internen Gesprächen zu klären, hat die evangelische Kirche am Donnerstag eine Online-Petition für einen "ganzen Feiertag für alle" gestartet. Unterzeichnet werden kann die Petition, die sich an alle Personen, nicht nur evangelische, richtet, hier.
 
Initiiert haben die Unterschriftenaktion die Vizepräsidentin der evangelischen Synode, Gisela Malekpour, und der Kärntner Superintendent Manfred Sauer. Als einer der ersten hat die Petition bereits der evangelisch-lutherische Bischof Michael Bünker unterzeichnet.
 

"Karfreitag ist essenzieller Bestandteil für uns Evangelische"

"Der Karfreitag ist ein essenzieller Bestandteil für uns Evangelische, aber uns geht es hier auch um Gleichberechtigung für alle", sagt Malekpour. Den Plan der Regierung, den Karfreitag als "halben Feiertag" freizugeben, bezeichnet Malekpour als "Farce", bedeute dies doch für viele Beschäftigten eine zusätzliche Freizeit von zwei Stunden, außerdem hätten 40 Prozent der Arbeitnehmer schon jetzt am Freitag früher Schluss.
 

"Eindeutige Schlechterstellung zum Status quo"

"Für uns als Evangelische bedeutet das eine eindeutige Schlechterstellung zum Status quo und eine Beschneidung unseres Minderheitenrechtes. Wir sind nicht bereit, auf den wichtigsten Feiertag in unserer Kirche zu verzichten! Denn ohne Karfreitag kein Ostern. Ohne Jesu Sterben keine Auferstehung und damit keine Erlösung", heißt es in der Petition. Bis jetzt gebe es keine halben Feiertage so wie gesetzlich auch keine halben Urlaubstage vorgesehen sind. Würde im Zuge der Neuregelung der Generalkollektivvertrag ausgehebelt, "fallen auch analoge Regelungen für Angehörige anderer anerkannter Religionsgemeinschaften". Durch einen zusätzlichen freien Tag, der auch für Konfessionslose gilt, könnte hier die angestrebte Gleichstellung erreicht werden. "Wirtschaft, Tourismus, Freizeitindustrie und Verkehrsplanung sind wichtige Größen in unserem Land, aber wir sind nicht bereit, dem alles unterzuordnen", wird in der Petition betont.
 

Lösung soll bis Mitte nächster Woche folgen

Aus Regierungskreisen hieß es unterdessen am Donnerstag gegenüber der APA, dass man bis zum Nationalratsplenum Mitte nächster Woche eine Lösung der zahlreichen offenen Fragen, die von vielen arbeitsrechtlichen Problemen bis zur Ladenöffnung reichen, anstrebe. Dazu würden laufend Gespräche geführt.
 

Rewe-Österreich-Chef: "Das können wir uns nicht leisten"

 
In der Debatte um den halben Feiertag am Karfreitag hat sich nun auch der Chef des größten Handelskonzerns in Österreich, Rewe (Billa, Merkur, Penny, Adeg, Bipa), zu Wort gemeldet. "Einen verkaufsoffenen Feiertag, das können wir uns nicht leisten", sagte Marcel Haraszti, Bereichsvorstand für das Rewe-Vollsortiment in Österreich, am Donnerstag im Klub der Wirtschaftspublizisten.
 
Zuschläge ab 14 Uhr bezahlen zu müssen, wären eine "riesen finanzielle Belastung", die einen Millionenbetrag kosten würde. "Wir wollen eine Kompensation haben, wenn das kommt", forderte Haraszti.
 
Infrastrukturminister Norbert Hofer (FPÖ) hat für den Handel am Karfreitag eine Regelung analog zu jener zu Mariä Empfängnis ins Spiel gebracht. Handelsangestellte können an diesem Tag von 10 bis 18 Uhr arbeiten und bekommen dies zusätzlich bezahlt, können es aber auch ablehnen. Aufgrund dieser Regelung sei der 8. Dezember für den Handel der teuerste Tag im Jahr, erklärte gestern Handelsobmann Peter Buchmüller. Der Rewe-Österreich-Chef hält den 8. Dezember für einen Sonderfall, für den Karfreitag wäre das nicht leistbar.
 

Haraszti: Halber Feiertag "sehr bedenklich"

Für den Lebensmittelhandel ist der Karfreitag der zweitstärkste Einkaufstag nach dem 23. Dezember. "Da Kunden zu verbieten, am Nachmittag einkaufen zu können, das verursacht einen extremen Kundenschmerz. Das ist für uns sehr bedenklich", sagte Haraszti. Der Handelsmanager fordert so schnell wie möglich Klarheit, denn: "Wir wissen nicht, was wir tun, weil wir nicht wissen, was kommt." Noch ist nicht klar, ob die Geschäfte um 14 Uhr zusperren müssen oder offen halten dürfen, aber Zuschläge bezahlen müssen.
 
Von der Regierung fühlt sich Haraszti jedenfalls schlecht behandelt, seine Branche werde als Wirtschaftsfaktor immer unterschätzt. Rewe sei einer der größten privaten Arbeitgeber mit 44.000 Beschäftigten. Nun gebe es wieder Mehrbelastungen, kritisierte er.
 

Hennefeld: "Halber Feiertag ist ganzes Armutszeugnis"

In scharfen Worten hat am Donnerstag der Landessuperintendent der evangelisch-reformierten Kirche in Österreich, Thomas Hennefeld, den Regierungsplan kritisiert, den Karfreitag zum halben Feiertag ab 14.00 Uhr zu machen. "Ein halber Feiertag ist ein ganzes Armutszeugnis", sagte Hennefeld, der darin keinen Kompromiss, sondern eine "Panikaktion vor dem näher rückenden 19. April" sieht.
 
Hennefeld sprach in einer Aussendung von einem "Schlag ins Gesicht der betroffenen Kirchen" und sagte: "Es gehört ein großes Maß an Ignoranz, Unverständnis und Böswilligkeit dazu, zu behaupten, dass die evangelischen Kirchen ja ab 14.00 Uhr an diesem Tag ihren Feiertag halten könnten, und das auch noch auf dem Hintergrund einer Zusage des für die Kirchen zuständigen Bundesministers, dass den Evangelischen sicher nichts weggenommen werde."
 
Der Landessuperintendent erinnerte daran, dass die Karfreitagsgottesdienste an diesem höchsten Feiertag in den Gemeinden vor allem am Vormittag gefeiert werden. "Diese Regelung greift in die Religionsfreiheit unserer Kirche ein und verletzt damit auch die Minderheitsrechte evangelischer Christinnen und Christen. Das ist nicht hinnehmbar."
 
Hennefeld spricht sich für eine Lösung aus, bei der die Bedürfnisse aller Religionsgemeinschaften berücksichtigt werden und die damit dem gesellschaftlichen Zusammenhalt dienen könnte. Er äußerte die Hoffnung, "dass sich die Regierung noch besinnt, besonders die evangelischen Mitglieder der Bundesregierung, und von diesen haarsträubenden Plänen Abstand nimmt".
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