Offenerer Umgang mit Gesundheitsproblemen erst in jüngsten Jahren
Rückzüge von Politikern aus Gesundheits- oder Überlastungsgründen wie nun jener von Vorarlbergs Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP) waren lange eine Seltenheit. Zur Enttabuisierung trug sicher Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) bei, der nicht nur bei seinem Abschied im Vorjahr offen von Gesundheitsproblemen sprach, sondern davor auch sein Burnout thematisiert hatte. Sein Nachfolger Wolfgang Mückstein (Grüne) ging kaum ein Jahr später, ebenfalls wegen Überlastung.
Davor waren gesundheitliche Probleme von Spitzenpolitikern jahrzehntelang ein Tabu, durchbeißen und keine Schwäche zeigen lautete die Devise. Geheim gehalten wurde etwa das Nierenleiden von Bundeskanzler Bruno Kreisky (SPÖ), das ihn Anfang der 1980er-Jahre regelmäßig zur Dialyse zwang. Außenminister Alois Mock (ÖVP) versuchte seine Parkinson-Erkrankung zu überspielen.
Erst in den letzten Jahren hat sich das geändert: Vizekanzler Josef Pröll (ÖVP) ging 2011 nach einer Lungenembolie. Nationalratspräsidentin Barbara Prammer und Gesundheitsministerin Sabine Oberhauser (beide SPÖ) machten ihre Krebserkrankungen öffentlich, gaben ihre Ämter aber nicht auf. Bundespräsident Thomas Klestil blieb ebenso, trotz einer Lungenembolie 1996. Nachdem er zwei Herzinfarkte erlitten hatte, starb er 2004 zwei Tage vor Ende seiner zweiten Amtszeit.
In der Zweiten Republik gibt es viele weitere Beispiele von Politikern, die trotz schwerer Erkrankungen im Amt blieben. Dazu gehören etwa die Bundespräsidenten Theodor Körner, Adolf Schärf und Franz Jonas oder auch Bundeskanzler Julius Raab (ÖVP).