Dienstrecht

Lehrer fürchten Lohnverlust

Teilen

Laut Gewerkschaft würden Verluste bis zu 1200 Euro pro Monat drohen.

Die Berechnungen, wie sich das von der Regierung vorgeschlagene neue Dienstrecht auf das Einkommen künftiger Lehrer auswirken wird, gehen weit auseinander: Denn während Finanzministerin Maria Fekter (ÖVP) von einem jährlichen Plus von durchschnittlich mehr als 2.000 Euro und 90.000 Euro über das gesamte Arbeitsleben ausgeht, orten die Gewerkschafter massive Verluste. Laut Berechnungen der Gewerkschaft droht ein Minus von bis zu 900 Euro im Monat, für Quereinsteiger sogar bis zu 1.200 Euro monatlich bzw. in beiden Fällen über das jeweils gesamte Lehrer-Berufsleben (41 Jahre bzw. 27 für Quereinsteiger) um die 500.000 Euro.

"Es gibt keinen Fall, bei dem das Zulagensystem Zugewinne bringt", erklärt Josef Fuchsbauer, Vertreter der Unabhängigen Lehrergewerkschafter (ÖLI-UG) für die berufsbildenden mittleren und höheren Schulen (BMHS). Der Regierungsvorschlag sieht ja vor, dass Lehrer mit betreuungsintensiven Fächern an den Bundesschulen (AHS, BMHS) nicht mehr wie derzeit weniger unterrichten müssen, sondern ihnen der Mehraufwand (durch Hausübungen, Schularbeiten etc.) durch Zulagen von laut Unterrichtsministerium bis zu 741 Euro monatlich entgolten wird. Durch die unterschiedliche Wertung der Fächer je nach Aufwand besteht in der Praxis bisher eine Unterrichtsverpflichtung von 17 bis 22 Stunden, in wenigen Fällen bis zu 24.

Laut Fuchsbauers Berechnungen drohen Bundeslehrer mit dem neuen System der Zulagen deutliche Einbußen. So würden etwa Lehrer in den besonders betreuungsintensiven Fächern bei der geplanten Unterrichtsverpflichtung von 22 Stunden (zuzüglich zwei Stunden als Klassenvorstand/Mentor sowie durch Beratungsstunden) knapp 900 Euro im Vergleich zu jenem Gehalt verlieren, das sie unter Beibehaltung des aktuellen Systems mit Werteinheiten bei dieser Zeit im Klassenzimmer verdienen würden. Im Schnitt hätte ein Bundeslehrer, der schon bisher Klassenvorstand war und dafür Zulagen erhalten hat, rund 290 Euro im Monat weniger am Konto. Bei Bundeslehrern, die bisher keine Klassenvorstandszulage erhalten haben, wären es 235 Euro.

Und auch für Pflichtschullehrer, bei denen Zulagen eine wesentlich geringere Rolle spielen, und für die fachpraktischen Lehrer an den BMHS bringe das System nicht jene Gewinne, die angesichts der künftigen gleichwertigen Ausbildung aller Lehrer auf Masterniveau angemessen wären, betont Fuchsbauer. So gebe es derzeit zwischen Bundeslehrern (Magisterabschluss nach neun Semestern) und Landeslehrern (Bachelor nach sechs Semestern) einen Gehaltsunterschied von knapp 200 bis mehr als 600 Euro pro Monat. Künftig müssen alle Lehrer einen Masterabschluss machen und damit zehn bis elf Semester studieren. Die für Pflichtschullehrer zwei Jahre längere Ausbildung bringe diesen allerdings im Schnitt nur 140 Euro mehr, im Vergleich zu Lehrern mit Klassenvorstand-Zulage 90 Euro mehr als derzeit.

Auch die Behauptung der Regierung, wonach der Lehrerberuf durch die Anrechnung von bis zu zwölf Berufsjahren für Quereinsteiger wesentlich attraktiver werde, wies Fuchsberger zurück. Das sei schon bisher im Rahmen von Sonderverträgen der Fall gewesen, anders hätte man Praktiker gar nicht für den Unterricht bekommen, betont er.

Das derzeitige Regierungsmodell sieht ein einheitliches Gehaltsschema für alle Lehrer und 24 statt derzeit 20 bis 22 Stunden Unterrichtsverpflichtung vor - allerdings sollen sich Klassenvorstände (und damit praktisch alle Volksschullehrer) sowie Mentoren eine Stunde sparen und auch Betreuungs- und Beratungsstunden als Abschlagsstunden gelten. Das Einstiegsgehalt soll bei 2.420 Euro liegen (derzeit für Pflichtschullehrer: 2.025 Euro, Bundeslehrer: rund 2.220 Euro), nach einer flacheren Gehaltskurve sollen Lehrer am Ende alle 4.330 Euro verdienen (derzeit: 4.500 bzw. 5.140 Euro).

Die stärksten Bilder des Tages

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.