Das sagt ÖSTERREICH – ein Kommentar von Chefredakteur Niki Fellner.
Die ÖVP und Kanzler Nehammer haben nach dem überraschenden EU-Wahl-Ergebnis Blut geleckt. Dass die ÖVP – trotz 10% Minus – am Ende weniger als 1% hinter der FPÖ liegt, ist für die schwarzen Popeyes wie eine Überdosis Spinat. Plötzlich ist das schon verloren geglaubte Rennen um Platz 1 bei der Nationalratswahl wieder völlig offen.
Nehammer hat jetzt tatsächlich beste Chancen, auch nach dem 29. September im Kanzleramt zu bleiben. Sein (von PR-Guru Wolfgang Rosam unterstützter) Plan, einen Wahlkampf für „die Mitte“ und gegen rechte und linke Extreme zu führen, kann aufgehen. Die Österreicher sind – bei aller Wut und allem Frust über die Regierung – am Ende in der Wahlkabine dann eben doch weniger risikoaffin als in den Umfragen.
Wenn Nehammer Kickl noch als Nummer 1 abfängt, wird er zum ÖVP-Hero, der die totgeglaubte Partei gerettet hat. Dann hat er nach der Wahl alle Trümpfe in der Hand. Entweder er schließt eine schwarz-blaue Koalition mit einem als Nummer 2 angeschlagenen Herbert Kickl. Oder er koaliert mit der SPÖ, die Andreas Babler bei Platz 3 wohl in die Traiskirchner Wüste schicken wird.
Auch wenn es vor einer Woche noch kaum jemand geglaubt hätte: Derzeit spricht viel für eine Regierung Nehammer 2.0 ...