Politik-Insider

Nach EU-Sieg will Kickl jetzt Kanzler werden

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FPÖ erstmals Nummer 1 im Bund, aber unter Haiders Bestwerten. Die will Kickl im Herbst übertreffen.

Wechselbad der Gefühle. In der blauen Welt feiert man freilich, dass die FPÖ bei einer bundesweiten Wahl – der EU-Wahl am Sonntag – erstmals Platz 1 geschafft hat. Für FPÖ-Chef Herbert Kickl ist das vordergründig ein Erfolg mit Wermutstropfen. Denn die zweite historische Hürde – das EU-Wahlergebnis von Jörg Haider 1996 zu übertreffen – schaffte Harald Vilimsky nicht. 1996 erreichten die Freiheitlichen 27,53 Prozent. Blaue Insider berichten aber, dass Kickl das gar nicht so unrecht sei.

Immerhin sei sein großes Ziel seine eigene Nationalratswahl Ende September. Ein Ergebnis von 30 Prozent hätte ihn unter enormen Erfolgsdruck gesetzt. Ziel: Haider übertrumpfen. „Herberts Ziel ist es immer, Haider und Strache zu übertrumpfen. Jetzt muss er bei der Nationalratswahl nur über 27 Prozent schaffen.“

In Teilen der FPÖ hatte man freilich längst mit 30 Prozent plus gerechnet. Ein Blauer meint verschämt: „Mit dem Kurs von Le Pen hätten wir auch mehr geschafft“. Kickl dürfte aber wild entschlossen sein, seine rabiate „Ich gegen das System“-Tour fortzusetzen, da er seine Botschaften glaubt. Und denkt so am ehesten Wähler mobilisieren zu können.

Kickl glaubt, dass die ÖVP den Junior gibt

Kanzler-Plan. Im Unterschied zu Jörg Haider würde Kickl auch nicht einen Schritt zurückmachen. Er wolle erstmals auch bei Nationalratswahlen den ersten Platz erreichen und dann selbst Kanzler werden, berichten sämtliche Blaue über Kickls Ziele.

Die Hoffnung von manchen Türkisen – dass Kickl der ÖVP als Erster den Kanzler überlassen könnte – sei „eine pure Illusion“, kontern Blaue. Aber: Die EU-Wahl zeige auch, dass der Nationalratswahlkampf für die Blauen schwieriger werden könnte als geglaubt. Die ÖVP verlor zwar heftig, stürzte aber entgegen der blauen Hoffnungen nicht unter 20 Prozent, sondern liegt relativ knapp hinter der FPÖ.

Im Unterschied zu der EU-Wahl werde die Nationalratswahl zu einer „scharfen Abgrenzungswahl gegen die FPÖ und zur Richtungsentscheidung stilisiert“ werden, meint ein FP-Stratege. Daher werde Kickl „ab jetzt Dauer-Wahlkämpfen“.

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