Keine Zeugen

High Noon in Hofburg: Kickl ganz allein bei VdB

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Präsident will einen Kanzler Kickl verhindern.

Hochspannung. Es ist nur der Sommerzeit zu verdanken, dass die beiden am Freitag nicht um 12 Uhr Mittag – High Noon – zusammentrafen, sondern eine Stunde später. Die Spannung, die beim ersten Termin des Bundespräsidenten mit dem FPÖ-Chef nach der Wahl herrschte, ist durchaus mit dem Kult-Western von Fred Zinnemann vergleichbar. Doch hießen die Hauptdarsteller nicht Gary Cooper und Grace Kelly – sondern Alexander Van der Bellen und Herbert Kickl.

Gequält. Aber es war durchaus eine Art Duell-Situation: Der eine – VdB – will einen Kanzler Kickl verhindern. Und der andere will genau das werden. Entsprechend gequält das Lächeln, als Kickl um Punkt 13 Uhr – bewaffnet mit einer blauen Mappe – das Präsidentenbüro hinter der roten Tapetentür betrat. Auch VdB sah schon herzlicher aus. Gekommen war Kickl zwar mit drei Parteimitarbeitern – gesprochen haben die beiden aber ohne Zeugen. Ein Gespräch ohne Sicherheitsnetz, über das Stillschweigen vereinbart ist.

90 Minuten. Nach exakt eineinhalb Stunden war Kickl wieder draußen – ein Statement wurde erst für Samstag angekündigt. Doch der Präsident hat bereits wissen lassen, was er von der neuen Regierung erwarte – es ist eine offene Absage an die FPÖ: Wichtig sei ein klares Ja zu „EU-Mitgliedschaft, Achtung von Menschen- und Minderheitsrechten, Rechtsstaat, Gewaltenteilung und unabhängige Medien“ – mit all dem steht Kickl eher auf Kriegsfuß.

Kickl derzeit ohne Mehrheit. VdB wird Kickl wohl auch gefragt haben, wie er eine Mehrheit im Nationalrat zusammenbringen will – alle Parteien schließen eine Koalition mit dem Wahlsieger ja aus.

Laufpass durch Mumie. Die beiden können einander nicht leiden: Der Präsident entließ Kickl 2019 als Innenminister – der war das erste Regierungsmitglied, das so den Laufpass bekam. Kickl reagierte mit Beschimpfungen und nannte das 80-jährige Staatsoberhaupt 2023 „Mumie in der Hofburg“ und „Schlaftablette“, die sich „seit Jahren im Wachkoma“ befinde. Dafür hat das Gespräch am Freitag doch überraschend lange gedauert.

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