Wer in Regierung drängt, wer nicht
SPÖ-Chef Andreas Babler kämpft noch um jede Stimme. In seiner Partei bereiten die meisten Spitzen-Funktionäre freilich bereits den Tag danach vor. Der „Tag danach“ ist freilich jener, der nach dem 29. September kommt und die alten Gräben wieder massiv aufreißen könnte.
Vor allem jene Gruppen, die vor dem Chaos-Parteitag der Roten 2023 hinter Hans Peter Doskozil gestanden waren, wollen eine „rasche Demontage von Babler“. Das werde ihnen allerdings nur gelingen, wenn der Traiskirchner Bürgermeister bei der Nationalratswahl am 29. September unter dem historischen Tiefstand der SPÖ liegen würde. Heißt: Stürzt die SPÖ auf unter 21 Prozent ab, würde es tatsächlich sehr eng für Babler.
Bleibt er drüber, würde zwar eine heftige Debatte ausbrechen – vor allem wenn sich die Umfragen bewahrheiten und die SPÖ nur noch auf Platz drei liegen würde –, aber wohl keine „echten Personalkonsequenzen möglich, weil die Abwahl per Mitgliederbefragung laufen würde“.
Eine zweite offene Baustelle in der SPÖ sei der unterschwellige Konflikt, ob die SPÖ in eine Regierung mit der ÖVP gehen sollte oder nicht. Die Gewerkschaft – die größten Unterstützer Bablers – wollen ÖVP-FPÖ verhindern und die SPÖ in einer Regierung sehen. Babler selbst habe Angst vor einem „Gusenbauer-Schicksal“ - der rote Ex-Kanzler hatte im Wahlkampf viel zu viel versprochen und in der Regierung viel zu wenig geliefert. Hier findet er sich mit seinem Gegenspieler Doskozil, der ebenfalls keine SPÖ-Regierungsbeteiligung im Bund favorisiert. Vielleicht auch weil er glaubt, dass Wiens Michael Ludwig dafür sei.