Neuer Schmied-Plan

Neun Elite-Schulen für Österreich

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Unterrichtsministerin Claudia Schmied will in Österreich Vorzeigeschulen gründen, ähnlich der Elite-Highschool bei New York, die sie beim jüngsten US-Trip begeisterte.

Keine demonstrierenden Schüler, keine sich quer legenden Gewerkschaften, kein knausriger Finanzminister. Unterrichtsministerin Claudia Schmied (50) konnte bei einer Fact-Finding-Mission in New York nach dem jüngsten Spießrutenlauf einmal durchatmen. „Schon toll so ein Tapetenwechsel“, schaut sie auf die Skyline New Yorks.

Schmied nützt die Inspiration Amerikas für neue Pläne: Sie will in jedem Bundesland zumindest eine „Schule der Exzellenz“ für Kinder ab 14 Jahren schaffen, sagt sie zu ÖSTERREICH.

ÖSTERREICH traf die Unterrichtsministerin zum Gespräch in New York.

ÖSTERREICH: Erwarten Sie bei ihren Plänen für Eliteschulen Widerstand der Gewerkschaften?
Claudia Schmied: Ich suche sicherlich die Zusammenarbeit. Doch ich kann bei diesem Projekt als Schulversuch im Ministerium die Rahmenbedingung selbst setzen. Ich brauche keine Genehmigung der Gewerkschaft.

ÖSTERREICH: Ist das als Befreiungsschlag zu sehen? Ihre jüngsten Reformideen waren vielfältig, aber mit den meisten Plänen sind sie gescheitert...
Schmied: Das sehe ich anders: Ich habe in den letzten zwei Jahren mehr bewegt als in Jahrzehnten davor: Kleinere Klassen, Kleingruppenunterricht, 240 neue Mittelschulen.

ÖSTERREICH: Haben sie an Rücktritt gedacht?
Schmied: Einiges konnte ich nicht durchsetzen. Aber ich schmeiße Sachen nicht so leicht hin. Es tut mir weh, als Sozialdemokratin sagen zu müssen, dass die Gewerkschaften mehr im Status quo verhaftet sind als an Innovation interessiert. Und auch vom Finanzminister hätte ich mir mehr Unterstützung erwartet.

ÖSTERREICH: Was fasziniert sie an den Schulen in den USA?
Schmied: Hingabe, Enthu­siasmus und Teamgeist von Lehrern und Direktoren. „Meine Lehrer“, sagte die Schulleiterin stolz. Das vermisse ich in Österreich.

ÖSTERREICH: Privatschulen haben einen hohen Anteil in den USA...
Schmied: Ich befürchte: Wenn mangels Reformen nicht bald Spitzenleistungen folgen, wird der Drang zu Privatschulen größer. Eltern zahlen dann zweimal: Für die Privatschule und die öffentlichen über Steuern.

„Strahlkraft“
Schmieds Vision: Schulen mit den besten und motiviertesten Lehrern, die ganztags werken. Der Direktor soll „totale Personalhoheit“ und modernste Ausstattung erhalten. Jede der neuen Eliteschulen soll Ausbildungsschwerpunkte haben: Umwelt, Gesundheit, Sprachen, Tourismus oder Sport. Eine enge Kooperation mit der Privatwirtschaft ist gewünscht. Schmied: „Die Strahlkraft dieser Schulen wird mein bestes Argument für eine breitere Bildungsreform sein“. Und die Lehrergewerkschaft? „Ich habe für so einen Schulversuch alle Befugnisse“, sagt sie.

Vorbild USA
Die Idee kam Schmied bei einer Tour durch die „Bergen County Academies“ Highschool, einer öffentlichen Schule bei New York. Dort traute sie ihren Augen nicht. Ein Roboter begrüßte sie. Von den 1.000 Schülern schaffen es 100 Prozent (!) an die Uni. Im Stammzellenlabor erzählt der von der Eliteuni Cornell abgeworbene Lehrer über Schülerstudien, die in Wissenschaftsmagazinen publiziert werden. Kochen lernen die Kids vom Ex-Chef des Waldorf-Nobelhotels. Ein Übungsspital mit sprechenden Plastikpuppen gibt es, sowie einen Trading Floor mit Kursen in Echtzeit.

„Unsere Schüler sollen strahlen“, sagt Direktor Daniel Jaye. Schmied fasziniert: „Hier ziehen alle an einem Strang – bei uns graben sich beide Seiten in ihren Rollen als Lehrer und Schüler ein.“

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