Kandidaten bekannt

ORF-Wahl: Auf weiter Flur nur Wrabetz

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Amtierender ORF-General stellte heute Pläne für Wiederwahl vor.

Die Kandidaten für die ORF-Wahl am 9. August sind seit Freitagvormittag bekannt - und die Konkurrenz für Amtsinhaber Alexander Wrabetz ist denkbar klein. Insgesamt sieben Kandidaten haben sich beworben, bis auf den amtierenden ORF-General starten aber alle als krasse Außenseiter. Wrabetz selbst stellte am Freitag vor Journalisten sein Konzept vor und ließ mit selbstbewussten Forderungen aufhorchen. In seinem Team fix sind lediglich der kaufmännische Direktor Richard Grasl und Radiodirektor Karl Amon.

Im "Rennen" sind die EU-Abgeordnete Karin Kraml (früher Resetarits), der ORF-Balkankorrespondent Christian Wehrschütz, Manfred Greisinger, Rene Hager, Dario Lindes und Martin Roger Müller. Während Kraml grundsätzlich an gesetzlichen Bestimmungen scheitern dürfte, weil ihre politische Tätigkeit noch nicht lange genug her ist, und Wehrschütz kaum politisches Gewicht beigemessen wird, sind die übrigen Bewerber eher dem Protest-, Scherz- und Mitläuferspektrum zuzuordnen. Sollte bis 4. August niemand nachnominiert werden, kann die Wiederwahl von Wrabetz damit als fix bezeichnet werden.

Wrabetz stellt Pläne vor
Entspannt konnte der Amtsinhaber Freitagmittag über seine Vorstellungen zum ORF der kommenden fünf Jahre referieren: "Ich bin gut darin, ORF-Themen so anzusprechen, dass sie auf politischer Ebene dann auch umgesetzt werden", gab er sich selbstbewusst. Was er umgesetzt haben will, hat er in einem 115 Seiten starken Bewerbungskonzept zusammengefasst, das einige vorprogrammierte Aufreger enthält, etwa eine Ausdehnung der Werbezeiten, eine Lockerung von Werbebeschränkungen, eine Steigerung der Programmentgelte sowie eine vollständige und dauerhafte Gebührenrefundierung.

Was die Geschäftsführungsebene im ORF angeht, so will Wrabetz künftig mit jeweils einem Direktor für den Kaufmännischen Bereich, das Fernsehen, das Radio und die Technik auskommen. Im Hinblick auf die beiden neben Grasl und Amon zu bestellenden Geschäftsführungsmitglieder, will er die Ausschreibung abwarten - "dann wird man sehen, wen ich vorschlage". Hinsichtlich sogenannter Channel Manager für das Fernsehen hielt sich Wrabetz bedeckt. Die Online-Agenden, die bisher zum Teil in einer eigenen Direktion angesiedelt waren, sollen, wie bisher operativ in der Tochtergesellschaft ORF Online und Teletext GmbH stattfinden und weiters soll es entweder in der Generaldirektion oder in einer der anderen Direktionen eine Stabsstelle für strategische Weiterentwicklung geben.

Für das Fernsehen erwartet sich Wrabetz nicht nur eine Ausdehnung der Werbezeiten - eine Größenordnung nannte er nicht, sondern auch insgesamt einen "größeren Anteil am Werbekuchen". Daran will er gemeinsam mit anderen TV-Anbietern arbeiten. Finanziell pocht Wrabetz außerdem auf eine Steigerung der Programmentgelte. Dauerhaft dürfte ihm eine Haushaltsabgabe vorschweben, wie sie 2013 in Deutschland eingeführt wird. Allerdings will er zunächst die Entwicklung und die Erfahrungen des Nachbarlandes abwarten und dann sehen, "ob es ein Modell gibt, das in Österreich passend ist". Die Gebührenbefreiungen will Wrabetz "unbefristet und vollständig refundiert bekommen" und gibt sich zuversichtlich, dass er dies bei der Politik auch durchsetzen wird.

Keine Auslagerungen
Abgeschafft gehört in den Augen des ORF-Chefs der vor allem von den Betriebsräten bekämpfte Paragraf 31 im ORF-Gesetz, der unter anderem Pro-Kopf-Einsparungen vorschreibt und für dessen Streichung der ORF-Chef ebenfalls auf politischer Ebene werben will. Auslagerungen werde es, wie von den Belegschaftsvertretern oft befürchtet, unter ihm nicht geben, betont Wrabetz - auch nicht in der Technik.

Auch inhaltlich schlägt Wrabetz in seinem Konzept, in das übrigens "sehr viele Ideen von Mitarbeitern des Hauses" eingeflossen sind, zahlreiche neue Projekte vor. Konzentrieren will er sich dabei vor allem auf Eigenproduktionen, sowohl im Bereich von Film als auch bei Serien. Endlich auf den Schirm kommen soll das seit langem kursierende Medien-TV-Magazin, das sich mit neuen Medien-Trends aber auch selbstreflektorisch mit dem ORF auseinandersetzen soll. Weiters plant Wrabetz diverse Dokumentationsleisten. So will er bis 2015 die "gesamte Geschichte des 20. Jahrhunderts aufgearbeitet haben". Ab 2012 werden daher Dokureihen über die 50er, 60er und 70er die Entwicklungen in Politik und Gesellschaft beleuchten.

Dass er sich mit seinen Forderungen vor allem in Reihen der bürgerlichen Stiftungsräte keine Freunde machen könnte, glaubt Wrabetz nicht. Auch unter diesen werde es einige geben, "die einen starken ORF unterstützen werden". Gestärkt werden müsse der ORF auch im personellen Bereich. Bis Mitte 2012 müsse der laufende Personalabbau abgeschlossen sein, dann müsse man wieder "neue Leute an das Unternehmen heranführen und binden". Wo diese bis 2016 benötigt und eingesetzt werden und wo es Umstrukturierungen geben muss, will Wrabetz in einem detaillierten Personalentwicklungskonzept erarbeiten.

Reaktionen auf das Konzept blieben am Freitag zunächst aus. Der Leiter des ÖVP-"Freundeskreises", Franz Medwenitsch, ein steter Kritiker des ORF-Generals, zeigte sich ob der wenig aussichtsreichen Kandidatenschar rund um  Wrabetz jedenfalls wenig angetan. "Es sind sehr wenige Bewerbungen, darunter eine lustige, eine die leider am Gesetz scheitert, einige Unbekannte, einige Bekannte und eben Wrabetz. Für das österreichische Leitmedium hätte ich mir mehr Interesse erwartet und erhofft. Kein gutes Signal."
 

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