Nach Horror-Studie

Raucherkrieg zwischen Kdolsky und Burgstaller

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In der österreichischen Politik bahnt sich ein neuer Raucherkrieg an. Anlass dafür ist eine neue Horror-Studie, die erschreckende Gesundheitsrisiken offen legt.

Laut der Studie ist jeder vierte Erwachsene in Österreich lungenkrank. Vor allem Raucher und Passivraucher sind betroffen.

Burgstaller für rasches Handeln
Diese Studie wurde von Gesundheitsreferentin Landeshauptfrau Gabi Burgstaller mit mehr als 55.000 Euro unterstützt. Sie sieht in diesen Ergebnissen einen klaren Auftrag zu gesundheitspolitischem Handeln: "Jeder Österreicher hat das Recht auf rauchfreie Luft. Insbesondere in der Gastronomie finden wir Belastungen, die gesetzliche Luftqualitätskriterien um das bis zu Fünfzigfache überschreiten", sagte Burgstaller bei einem Informationsgespräch in Wien. Burgstaller wünscht sich eine rasche gesetzliche Normierung - "Ich rechne damit, dass heuer das gesetzliche Instrument dafür geschaffen wird". Außerdem kann sie sich eine 2-jährige Übergangsphase für die notwendigen baulichen Veränderungen in den Lokalen vorstellen.

Kdolsky gegen Verschärfung
Die neue Gesundheitsministerin Andrea Kdolsky sieht in Sachen Rauchen derzeit keinen Grund zum Handeln und sprach sich bereits kurz nach ihrem Amtsantritt gegen eine Verschärfung der Gesetze aus. Im ÖSTERREICH-Interview sagte sie, sie wolle die "persönliche Freiheit der Individuen schützen". Und wörtlich: "So lange es möglich ist, werde ich die Raucher nicht diskriminieren." Zwang und Druck erzeuge Gegendruck: "Ich glaube nicht, dass man durch Gesetze die Mentalität der Menschen ändern kann."

Auch nach der Präsentation der Horror-Studie setzt sie nicht auf schärfere Gesetze, sondern auf Präventionsmaßnahmen und Ausstiegshilfen für Raucher. „Obwohl inhalatives Rauchen eines der größten vermeidbaren Gesundheitsrisiken ist, weist 40 Prozent der österreichischen Bevölkerung eine Nikotinabhängigkeit auf. Mir ist es deshalb wichtig Raucher nicht zu diskriminieren, sondern ihnen effiziente Ausstiegshilfen zu bieten,“ so Kdolsky im oe24.at-Interview.

Jeder Vierte ist lungenkrank
Zurück zur Studie: Im renommierten Fachjournal "Chest" wurden dieser Tage die Daten für Österreich publiziert: Jeder vierte Erwachsene, das sind mehr als eine Million Österreicher, ist von COPD, einer heimtückischen, weil schleichend verlaufenden Lungenerkrankung betroffen, die zu Invalidität und Tod führen kann. Tabakrauch stellt das entscheidende Risiko für diese Erkrankung dar.

Der Salzburger Lungenspezialist Univ.-Prof. Dr. Michael Studnicka zur Studie: "Das überraschende Ergebnis ist, dass die COPD so extrem häufig ist. Man dachte, dass vielleicht fünf bis zehn Prozent der Menschen über 40 betroffen sind. Es sind aber 25 Prozent der über 40-Jährigen betroffen. Das heißt, dass in Österreich mehr als eine Million Menschen betroffen sind." Im Jahr 2020 würden es dann bereits 1,3 bis 1,4 Millionen Personen sein. Und die Dunkelziffer ist hoch: 75 bis 80 Prozent der Patienten sind nicht diagnostiziert!

Auch Passivraucher gefährdet
Nicht nur Raucher, sondern auch jene, die angeben, nie geraucht zu haben, seien laut Experten in erschreckendem Ausmaß davon betroffen.

Burgstaller für weiteren Nichtraucher-Schutz
Burgstaller ist überzeugt, dass die Studie weitere gewichtige Argumente für den Ausbau des Nichtraucherschutzes liefere. "Aktuelle Messungen in Salzburger Lokalen haben ergeben, dass dort Spitzenwerte von bis zu 2.000 Mikrogramm pro Quadratmeter (µm) erreicht werden. Das liegt um das 50-Fache über den empfohlenen Richtwerten der WHO. Dem sind dort aktive und passive Raucher, Kinder und Jugendliche in gleicher Weise ausgesetzt. Das müssen wir stoppen - aber schnell", fasste Burgstaller zusammen.

Kdolsky mit Regelung zufrieden
Kdolsky spricht sich gegenüber oe24.at nicht für eine Ausweitung des Nichtraucherschutzes aus: „Essentiell ist natürlich der Nichtraucherschutz, dem in der Regierungsvereinbarung deutlich Rechnung getragen wurde. Künftig soll das Rauchen in Gastronomiebetrieben nur noch in abgetrennten Raucherbereichen möglich sein – somit können Nichtraucher bestmöglich vor den schädlichen Wirkungen des Passivrauches geschützt werden.“

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