Hätte sich die rot-schwarze Regierung an ihre Vorhaben gehalten, wäre wohl schon im Vorjahr ein Nulldefizit möglich gewesen.
Ohne zusätzliche Ausgaben wäre ein Nulldefizit schon möglich gewesen. Das geht aus dem Bundesrechnungsabschluss für das Jahr 2007 hervor. Tatsächlich gab es allerdings trotz sehr guter Wirtschaftslage und kräftig gestiegener Steuereinnahmen ein gesamtstaatliches Defizit von 0,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Der Rechnungshof mahnt angesichts der "Schere zwischen Einnahmenquote und Ausgabenquote" zu "strukturellen Konsolidierungsmaßnahmen".
Um 2,757 Mrd. zu viel ausgegeben
Zu den Zahlen im Detail: Dank
der starken Konjunktur nahm Finanzminister Wilhelm Molterer (V) im Vorjahr
69,463 Mrd. Euro ein, um 3,75 Mrd. Euro mehr als geplant. Diese Einnahmen
hätten ausgereicht, um die ursprünglich anvisierten Ausgaben annähernd
abzudecken. Allerdings hat die Regierung auch um 2,757 Mrd. Euro mehr
ausgegeben als im Budgetplan vorgesehen - insgesamt 72,332 Mrd. Euro. Daraus
ergab sich erst recht wieder ein administratives Defizit von 2,869 Mrd. Euro
(ohne die 8,068 Mrd. Euro schweren Zinszahlungen für die Staatsschulden wäre
es übrigens ein kräftiger Überschuss von über fünf Mrd. Euro gewesen).
Geringes Maastricht-Defizit
Das im EU-Vergleich maßgebliche
Maastricht-Defizit des Gesamtstaates (also inklusive Länder, Gemeinden und
Sozialversicherung) betrug im Vorjahr 1,459 Mrd. Euro oder 0,5 Prozent des
Bruttoinlandsproduktes. Damit lag das Defizit zwar deutlich unter den 1,5
Prozent von 2005 und 2006, für heuer rechnet die Regierung aber bereits
wieder mit einem leichten Anstieg auf 0,7 Prozent und Finanzminister Wilhelm
Molterer (V) hat sich erst kürzlich vom ursprünglich anvisierten Ziel des
Nulldefizits im Jahr 2010 verabschiedet.
161,3 Mrd. Euro Schulden
Der gesamte Schuldenstand von Bund,
Ländern, Gemeinden und Sozialversicherungen ist in absoluten Zahlen immer
noch beachtlich - er beträgt 161,3 Mrd. Euro. Erstmals seit der Einführung
der gemeinsamen EU-Währung ist die Verschuldung allerdings unter den in der
Euro-Zone geltenden Maximalwert von 60 Prozent des Bruttoinlandsprodukts
gesunken und liegt nun bei 59,6 Prozent der jährlichen österreichischen
Wirtschaftsleistung.
ÖBB mit immer mehr Schulden
Stark gestiegen ist die
Verschuldung der ÖBB - und zwar um 19 Prozent auf 12,509 Mrd. Euro, die
Verbindlichkeiten der Autobahn-Gesellschaft ASFINAG sind zwar um zwei
Prozent gesunken, betragen aber immer noch beachtliche 10,651 Mrd. Euro.
Allein bei der ASFINAG erwartet der Rechnungshof allerdings eine
Verdoppelung der Schulden bis 2020. Für die Schulden beider Firmen haftet
der Bund (insgesamt beträgt der Stand der Haftungen laut Rechnungsabschluss
85,138 Mrd. Euro). Astronomisch mutet auch die Summe der im Vorjahr
angelaufenen Belastungen zukünftiger Finanzjahre an - bei den 104,832 Mrd.
Euro handelt es sich im wesentlichen um die für die kommenden Jahre
geplanten Zinszahlungen.
Auch Abgabenquote gestiegen
Trotz aller Steuersenkungsrhetorik
der Politik ist die Abgabenquote im Vorjahr übrigens wieder leicht
angestiegen, und zwar von 41,6 auf 41,9 Prozent des Bruttoinlandsprodukts.
Ausschlaggebend dafür war unter anderem die steigende Beschäftigung. Über
die Budgetbilanz der Bundesländer liegen zwar noch keine genauen Zahlen vor.
Klar ist für den Rechnungshof allerdings, dass die Länder in Summe ihre im
österreichischen Stabilitätspakt festgelegten Ziele 2007 verfehlt haben
dürften.