Ärztekammer tobt

"Kriegserklärung": Wilder Streit wegen Rauchs Apotheker-Novelle

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Die Novelle des Apothekengesetzes von Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) entfachte einen heftigen Streit. 

Die geplante Reform räumt den Apotheken deutlich mehr Kompetenzen ein, wodurch Arztpraxen entlastet werden sollen. Unter anderem sollen Apotheken durch die Novelle befugt werden, Testungen und Medikationsanalysen durchzuführen, sowie die Erweiterung der möglichen Filialapotheken auf bis zu drei Abgabestellen.

"Absolute Kriegserklärung" gegen Hausapotheken 

Letzterer Punkt stieß Ärztekammer-Präsident Johannes Steinhart äußerst sauer auf. In einer Pressekonferenz nannte er dieses Vorgehen eine "absolute Kriegserklärung und Zerstörung der Hausapotheke." Dadurch werde es künftig noch schwieriger als bisher, Ärzte für kleine Gemeinden zu finden, wenn dort keine Hausapotheke geführt werden könnten, da es eine Filialapotheke gibt, ergänzte Silvester Hutgrabner, Leiter des Referats Hausapotheken und Medikamentenangelegenheiten der Ärztekammer.

Man sei "verärgert", dass die Ärzte nicht in die Reform des Apothekengesetzes eingebunden waren. Steinhart befürchte nun eine massive "Qualitätsminderung". Er warf den Apothekern vor, Bereiche an sich  reißen zu wollen, "die eigentlich der ärztlichen Kompetenz unterliegen", wie zum Beispiel Testungen oder Medikationsanalysen. Edgar Wutscher, Vize-Präsident der Ärztekammer, wetterte weiter: "Jeder der einen Erste-Hilfe-Kurs für den Führerschein macht, ist besser medizinisch ausgebildet."

Apothekerkammer wehrt sich gegen Vorwürfe 

Das ließ die Apothekerkammer nicht auf sich sitzen und wehrte sich gegen diese "verbale Entgleisung". Die Apotheken hätten sich nicht zuletzt während der Pandemie das Vertrauen vieler Menschen in Österreich erarbeitet. Diese Kompetenzen würden jetzt dementsprechend vom Gesundheitssystem genutzt werden, erklärte Thomas W. Veitschegger, Präsident des Österreichischen Apothekerverbands. "Uns nun über die Medien auszurichten, dass jeder, der einen Erste-Hilfe-Kurs für den Führerschein macht, medizinisch besser ausgebildet sei als eine Apothekerin oder ein Apotheker, ist unerhört und einer Standesvertretung unwürdig", so Veitschegger. Er empfahlt einen Blick in die Studienpläne des Pharmaziestudiums.

In einer weiteren Aussendung der Apothekerkammer wies man zudem die Behauptung, Filialapotheken stellten eine Bedrohung für Hausapotheken dar, scharf zurück. Eine Filialapotheke oder eine Abgabestelle könne nur dann errichtet werden, wenn in dem jeweiligen Ort keine Hausapotheke existiere. Umgekehrt sei es allerdings möglich, eine solche zu bewilligen, sollte sich bereits eine Filialapotheke im Ort befinden. 

Die Vorwürfe der fehlenden Kompetenz für Medikationsanalysen wies die Apothekerkammer ebenfalls scharf zurück. "Vielmehr zählen sie schon bisher zu den Kernkompetenzen der Apothekerinnen und Apotheker, deren Ziel die bestmögliche Unterstützung der Arzneimitteltherapie der Ärzteschaft ist, indem die Adhärenz und Gesundheitskompetenz der Patientinnen und Patienten gestärkt wird.", hieß es in der Aussendung. 

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