Der Krieg in der Ukraine ist beim "Europäischen Forum Alpbach" allgegenwärtiges Thema.
In einer Podiumsdiskussion wurde Dienstagvormittag die Integration der Vertriebenen in den Mittelpunkt gestellt. Integrationsministerin Susanne Raab (ÖVP) konzedierte dabei, dass es zu einem Stimmungswechsel in der Bevölkerung, zumindest aber zu einem schwindenden Engagement und einer nachlassenden Solidarität kommen könnte.
Wie die Ressortchefin ausführte, dürfe man nicht vergessen, dass neben den 80.000 Vertriebenen aus der Kriegsregion im ersten Halbjahr rund 40.000 Flüchtlinge aus anderen Ländern nach Österreichern gekommen seien. Das seien zusammengezählt mehr als 2015, als man von einer Krise gesprochen habe. Dies sei eine riesige Herausforderung, auch für die Österreicher, wenn man die Pandemie zusätzlich noch einbeziehe.
Thomas Liebig von der OECD sieht zwar noch keinen echten Stimmungsumschwung, aber Anzeichen in diese Richtung. Wenn nun die Vertriebenen aus ihren vorübergehenden Unterkünften in einigen Monaten auf den Wohnungsmarkt kämen und möglicherweise eine weitere große Gruppe an Vertriebenen nach Österreich komme, könne sich die Situation verändert darstellen.
Raab meinte, sie sehe und erwarte durchaus einen Umschwung. Dies sei eine Art normaler Prozess. Wenn man Vertriebenen die Türe öffne, sei das meistens nur für eine gewisse Zeit. Daher müsse der Staat die entsprechenden Strukturen schaffen, um die Integration zu gewährleisten.
Hervorgehoben wurde bei der Diskussion die Bedeutung davon, die nach Österreich Vertriebenen in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Migrationsforscherin Gudrun Biffl warnte davor nur zu klagen, dass Ukrainerinnen jetzt unter ihrer Qualifikation beschäftigt seien. Denn auch diese Jobs brächten durchaus etwas, nicht nur die Erweiterung der Sprachkompetenz bzw. das Verständnis der österreichischen Ausdrucksweisen sondern auch Kenntnisse, wie das Arbeitsleben in Österreich funktioniere - wie man mit Kollegen spreche, aber auch wie die Hierarchien aufgebaut seien, in Österreich ziemlich flach.
Ebenfalls bedeutend sind für Biffl entsprechende Anstrengungen im Schulbereich. Bei den Flüchtlingen aus Jugoslawien sei dies nicht entsprechend gelungen. Es dürfe nicht geschehen, dass Menschen in ihren 30ern desillusioniert in der Gesellschaft stehen und nie in Österreich angekommen seien. Raab unterstrich hier die Bemühungen der Regierung, etwa dass 400 Lehrende aus der Ukraine bereits in Österreich unterstützend tätig seien.
Die Ukraine ist in Alpbach auch mit Stipendiaten vertreten. 16 von ihnen sind bereits anwesend, kommende Woche kommen noch elf mit Teilstipendien dazu. Am Dienstagabend findet im Rahmen des Forums zudem ein ukrainischer Empfang statt.