Ausgleichszahlungen schaffen Anreize für weitere bäuerliche Bewirtschaftung von Gebirgsflächen jenseits von 1.200 Metern. Rund 15.000 Hektar wurden im Vorjahr gemäht.
Bergmähwiesen bzw. Bergmähder zählen zu den gefährdetsten Lebensräumen Mitteleuropas. Mit Ausgleichszahlungen im österreichischen Agrarumweltprogramm (ÖPUL) werden gezielt Anreize gesetzt, um die bäuerliche Bewirtschaftung und somit die Offenhaltung dieser besonders artenreichen Flächen zu gewährleisten und vor der Verbuschung zu schützen – mit ersten Erfolgen, wie die jüngsten Zahlen beweisen.
"Mit der Überarbeitung der ÖPUL-Maßnahme 'Bewirtschaftung von Bergmähwiesen' ist es im Vorjahr gelungen, dass die Bergmähwiesenfläche wieder gestiegen ist. Sie beträgt bundesweit rund 15.000 Hektar, was fast wieder dem Niveau von 2015 entspricht", hielt Josef Moosbrugger, Präsident der Landwirtschaftskammer Österreich, am Samstag in einer Aussendung fest. In Tirol, wo die meisten Bergmähwiesen zu finden sind, überstiegen die Zahlen mit über 7.100 Hektar sogar leicht jene aus 2015.
Bei Bergmähwiesen handelt es sich um Gebirgsflächen jenseits von 1.200 Metern. Dabei wird eingeteilt in gedüngte Fettwiesen und ungedüngte Magerwiesen, die unterschiedlich oft gemäht und ab Mitte August auch beweidet werden dürfen. Bergfettwiesen befinden sich wiederum meist in unmittelbarer Nähe zu den Almgebäuden in nahezu ebener Lage.
Artenreiche Lebensräume
Bergmähwiesen gelten als besonders artenreiche Lebensräume, die eng mit der bäuerlichen Bewirtschaftung verbunden sind. Wird nicht mehr gemäht und die Bewirtschaftung aufgegeben, verschwinden auch die für Almwiesen typischen, lichtbedürftigen Pflanzen-, Tier- und Pilzgesellschaften, da die Wiesenflächen rasch überwuchert und die Arten verdrängt werden. Laut Andreas Bohner, Abteilungsleiter für Umweltökologie an der HBLFA Raumberg-Gumpenstein, können auf Bergmähwiesen auf 50 Quadratmetern 35 bis 55 verschiedene Pflanzenarten vorkommen.
Noch artenreicher sind Bergmähder. Diese Magerwiesen werden nicht gedüngt und nur einmal im Jahr gemäht, um eine Aushagerung des Bodens zu verhindern. "Auf solchen Standorten wachsen viele seltene und gefährdete Arten. Auf einer Fläche von 50 Quadratmetern können bis zu 96 Pflanzenarten vorkommen. Das ist im europäischen Vergleich ein absoluter Spitzenwert. Diese Magerwiesen sind somit aus naturschutzfachlicher und landschaftsästhetischer Sicht von großer Wichtigkeit", erläuterte Bohner. Typische Pflanzenarten, die auf diesen Flächen vorkommen, sind zum Beispiel die Türkenbund-Lilie, das Manns-Knabenkraut oder die Bart-Nelke.