Von Polit-Experte Thomas Hofer

Analyse: Die erste Wahlkampf-Bilanz

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Der Politik-Experte Thomas Hofer bewertet die bisherige Performance der Parteien.

SPÖ: Zu wenig offensiv

➔ Rendi kommt nicht in die Gänge: Die SPÖ hat sich zwar ein wenig erfangen und sorgt nicht mehr täglich für Kopfschütteln. Aber allzu sehr sollte man diesen Umstand nicht feiern, denn um die klaffende Lücke in Richtung des Umfragekaisers ÖVP ansatzweise zu schließen, bräuchte es schon ein Mindestmaß an Offensivleistung. Schlimm ist, dass die Parteichefin imagetechnisch noch immer nicht in die Gänge kommt – will man doch noch einen Kanzler(innen)wahlkampf, wird es dafür langsam Zeit.

FPÖ: Autorität Hofers wankt

➔ Einschlag aus Ibiza: Die FPÖ kann sich nach dem Einschlag des Kometen aus Ibiza zwar auf die Schulter  klopfen. Denn man liegt in den Umfragen trotzdem bei rund 20 Prozent. Aber mit der Botschaftsdisziplin ist es derzeit nicht weit her. Die Autorität von Parteichef Norbert Hofer ist noch nicht dort, wo sie sein sollte. Da gibt er intern die Losung aus, dass man das für FP-­affine Wähler tatsächlich glaubhafte Schreckgespenst einer schwarz-grünen Koa­­­li­tion an die Wand malen soll. Und was macht der Landesparteichef aus dem eigenen Bundesland? Johann Tschürtz träumt auf offener Bühne von Rot-Blau.

ÖVP: Ungewohnt unsouverän

➔ Skurriler Auftritt: Der Minderleistung der Gegner ist es aus türkiser Sicht zu verdanken, dass man vom Höchstwert von 39 Prozent in den Umfragen nur wenig abgebaut hat. Die Eigenleistung war es in den vergangenen Wochen jedenfalls nicht. Kurz selbst versucht zwar, sich aus dem ärgsten Hickhack herauszuhalten. Aber die Schredder-Farce, der missionarisch-skurrile Stadthallen-Auftritt und der insgesamt ungewohnt unsouveräne Umgang mit kleinen Wahlkampf-Krisen lassen einen eher verwundert zurück.

Grüne: Klimakrise hilft ihnen

➔ Comeback in Klimakrise: Die Grünen baden dagegen im Gefühl des sich abzeichnenden größten Comebacks seit Lazarus. Viel falsch machen können Werner Kogler und Co. derzeit, auch angesichts der Wetter- und Nachrichtenlage, wirklich nicht. Sehr zynisch formuliert: Ein Gewinner der Klimakrise trägt die Farbe, die rund um den Amazonas leider seltener wird.

Neos: Wählerschaft zu volatil

➔ Unbedankte Oppositionsarbeit: Die Neos haben – und waren damit die Ausnahme – sehr professionelle Oppositionsarbeit abgeliefert. Gedankt wird es ihnen (noch) nicht. Ja, die Umfragen sind eh okay. Aber die internen Erwartungen sind alles andere als prickelnd. Zu volatil ist die eigene Wählerschaft, zu wenig verwundbar ist Kurz.

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