Wahlkampf-Kommentar

Der Regenwald brennt - und was macht unsere Politik?

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oe24.TV-Kommentator Sebastian Bohrn Mena mit seiner Wahlkampf-Kolumne.

Die Bilder schockieren uns alle, der Amazonas-­Regenwald brennt noch immer. Grund dafür sind maßgebliche Brandrodungen, die systematisch und gezielt durchgeführt werden, um neues Weideland für Rinder und neue Anbauflächen für Soja zu schaffen. Denn Brasilien ist groß im Agrar-Business, letztes Jahr wurde Fleisch und Soja im Wert von über 14,5 Milliarden Euro alleine in die EU exportiert. Mit dem neuen Mercosur-Deal soll das Volumen weiter steigen.

Öko-System vor Kollaps

Wir sind doppelt betroffen – und mitverantwortlich. Denn wenn der Regenwald verloren geht, dann gibt’s keine Zukunft für uns. Mehr als 20 % des Sauerstoffs werden dort produziert, ein maßgeblicher Teil der globalen Artenvielfalt ist im Regenwald beheimatet.

Je weiter die rücksichtslosen Abholzungen voranschreiten, umso größer der Schaden für das Ökosystem. Experten warnen bereits, dass der Kollaps bald bevorsteht, wenn dieser Raubbau an der Natur nicht gestoppt wird.

Wir schaffen Nachfrage

Das südamerikanische Fleisch landet schon jetzt in großen Mengen auf unseren Tellern, in den seltensten Fällen aber als solches ausgewiesen. Denn es ist eine Mär, dass da nur die Gustostückerl aus Brasilien oder Argentinien geliefert werden würden. Da hilft nur mehr Transparenz, dann kann der Konsument bewusst dafür entscheiden. Und dann können wir auch wirklich von der „Macht der Konsumenten“ sprechen. Aber eben nurm wenn wir wissen, was wir essen.

Genmanipuliertes Soja

Hochproblematisch ist aber auch der Anbau von Kraftfutter im Regenwald. Denn jedes Jahr ­werden alleine nach Österreich über 600.000 Tonnen an genmanipuliertem Regenwald-Soja exportiert. Dieses Soja landet dann in der Schweinemast. Sogar im AMA-Gütesiegel-Fleisch steckt das Regenwaldsoja, steckt die genmanipulierte Bohne. Eine Umfrage von Greenpeace zeigt, dass 96 % der Bevölkerung ein Ende ­dieses Regenwald-Sojas wünscht. Wann reagiert die Politik? Wann setzen die Parteien dieses Thema auch auf ihre Wahl­kampf-Agenda?

Unsere Gesetze ändern

Dabei könnte es so einfach sein. Das AMA-Gesetz könnte sofort dahin gehend geändert werden, dass künftig kein genmanipuliertes Soja aus dem Regenwald mehr an Schweine verfüttert werden darf, deren Fleisch mit dem Gütesiegel ausgezeichnet wird. Damit könnten wir einen Beitrag leisten, dass der Regenwald nicht mehr brandgerodet wird. Und wenn man drüber nachdenkt: absurd, dass wir den größten Naturschatz der Menschheit für Schweine-Kraftfutter vernichten.

Alternativen vorhanden

Wir sind doppelt zeigen uns die österreichische Milchwirtschaft und die heimische Geflügelbranche, die wie so oft absolute Vorreiter sind. Beide haben in den letzten Jahren auf genau dieses Soja verzichtet. Und so können wir Konsumenten darauf vertrauen, dass in österreichischer Milch und in österreichischem Huhn unter Garantie kein genmanipuliertes Futtermittel aus dem Regenwald steckt. Ein gutes Gefühl. Jetzt sollten wir dafür ­sorgen, dass es auch beim Schwein so kommt.

Mercosur begraben

Nicht zuletzt muss aber auch auf europäischer Ebene dafür gesorgt werden, dass der Import von Agrar-Erzeugnissen in die EU abnimmt. Es schadet unseren Bauern, es schadet den Tieren und es schadet der Umwelt. Niemand braucht das Mercosur-Abkommen, außer vielleicht die Automobil-Industrie.

Aber bei aller Liebe zum Auto: Dieser Preis ist zu hoch. Kein Handels-Deal rechtfertigt die Zerstörung unseres Planeten. Denken wir an unsere Kinder und tragen wir Mercosur zu Grabe.

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