BZÖ-Chef Peter Westenthaler begründet im ÖSTERREICH-Interview warum er doch in der Poltik bleibt.
Es war die spannendste politische Frage der letzten Tage: Was passiert mit Peter Westenthaler? Im ÖSTERREICH-Interview hatte der BZÖ-Chef letzte Woche angedeutet, intensiv an Rücktritt zu denken. Er fühle sich vom Stil der herrschenden Politik angewidert.
Aber seit Freitag 12.45 Uhr ist klar: Westenthaler tritt nicht zurück. Im Interview mit ÖSTERREICH bestätigt der BZÖ-Chef: "Ja, ich bleibe". Im Gespräch mit ÖSTERREICH-Herausgeber Werner Schima nannte er auch die Gründe für seinen Entschluss.
ÖSTERREICH: Warum haben Sie sich jetzt doch zum Rücktritt vom Rücktritt
entschieden?
Peter Westenthaler: Ich habe in den letzten
Tagen einen derart großen Zuspruch aus der Bevölkerung und der eigenen
Partei bekommen, dass ich mich entschlossen habe, in der Politik
weiterzumachen. Nach dem Interview mit Euch gab’s Tausende Mails des
Zuspruchs. Wichtig war natürlich der Appell der neun Landeschefs, der mir
gezeigt hat, dass ich ein geschlossenes BZÖ hinter mir habe, und das
Gespräch mit Jörg Haider ...
... mit dem die Chemie zuletzt
nicht ganz gestimmt hat – war jedenfalls der Eindruck.
Ein
falscher Eindruck. Wir sind zwar politisch nicht immer einer Meinung, aber
menschlich gab’s nie Probleme. Da bin ich Profi genug, das zu trennen.Aber
das Gespräch war wichtig. Wir sind bei Schwammerln, Reinanke und dem einen
oder anderen Glas Wein zusammengesessen und haben die Lage nüchtern
analysiert. Dabei sind wir draufgekommen, dass es lohnt, den Kampf gegen
diese rot-schwarze Jammer-Regierung fortzusetzen. Lesen
Sie hier das Interview mit Jörg Haider
Zuletzt gab es ja auch inhaltliche Differenzen mit Haider.
Das
liegt in der Natur der Sache, wenn eine Partei zugleich kleine
Oppositionskraft – im Bund – und eine breit angelegte Volkspartei – in
Kärnten – ist. Das ist ein Spagat, der sensible Koordination verlangt. Ich
glaube, wir haben bei unserem Gespräch eine geeignete Strategie gefunden.
Wir packen das noch einmal gemeinsam an. Wir unterstützen Jörg Haider mit
aller Kraft in Kärnten und er kämpft mit uns im Bund und bei allen
Entscheidungen in den Ländern.
Ehrlich: Sie wollten nie
wirklich zurücktreten ...
Das stimmt nicht. Bei mir war es
immer klar, dass mein Nachdenkprozess 50:50 ausgehen kann. Nach zehn Tagen
habe ich den Eindruck gewonnen: Ja, ich will da noch einmal etwas bewegen.
Es war ein Weckruf und der hat funktioniert.
Ihr Weckruf hatte ja
auch einen Heiterkeitserfolg. Ausgerechnet Sie beklagen, dass die Politik in
der Gosse gelandet ist.
Da haben viele zu Recht geschmunzelt und
sich gedacht: Ausgerechnet der sagt das und ist selbst Teil des Systems. Da
sage ich heute mea culpa. Ich habe da sicher auch Fehler gemacht – aber
nichts hindert mich daran, klüger zu werden. Ich habe es wenigstens
ausgesprochen.
Sie werden als Spitzenkandidat in die nächste Nationalratswahl gehen?
Aus
heutiger Sicht und wenn ich gesund bleibe, ja. Die nächste Herausforderung
ist aber die Grazer Gemeinderatswahl im Jänner 2008, bei der wir voll
einsteigen und bei der wir gute Chancen haben. Die Umfragen geben uns sieben
Prozent – mehr als der FPÖ.
Ihr Verbleib wird von einem
drohenden Strafantrag wegen falscher Zeugenaussage überschattet. Ist Ihnen
die Entscheidung schon zugestellt worden?
Nein – und sehen Sie: Das
war sicher auch ein ausschlaggebender Grund, nicht zurückzutreten. Das wurde
doch von der Justizministerin gesteuert und ist ein Indiz für genau dieses
verluderte System, das ich angeprangert habe. Frau Berger hat die
Öffentlichkeit zitzerlweise mit Informationen versorgt und hat das Ganze auf
mein Sommergespräch hinterminisiert. Da will das Justizministerium im
Einklang mit einem parteipolitisch motivierten Staatsanwalt einen unbequemen
Oppositionspolitiker vernichten. Das war sicher mit ein Grund, dass ich
jetzt nicht gehe und sage: Das lass ich nicht auf mir sitzen.
(ws)