Gesundheitsalarm

Wir werden immer dicker!

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Eine Erhebung des Bundesheeres zeigt, dass wir immer dicker werden. Minister Norbert Darabos startet eine Gegenoffensive.

Nun hat das Bundesheer den Beweis, worüber die Ausbilder schon lange klagen: Vor dem Feind davonlaufen können Österreichs Rekruten nicht mehr – denn sie werden immer dicker. Bereits mit 18 sind Österreichs Männer körperliche Wracks. Das ist das schockierende Ergebnis einer Studie des österreichischen Bundesheeres, die an 55.000 stellungspflichtigen 18-Jährigen durchgeführt wurde. Verteidigungs- und Sportminister Norbert Darabos schlägt nun Alarm.

  • Denn allein im Zeitraum der letzten zehn Jahre ist das durchschnittliche Körpergewicht bei den 18-Jährigen von 71,5 auf 74,4 Kilo gestiegen.
  • Aber damit nicht genug: Die Zahlen zeigen, dass Übergewicht zur Epidemie geworden ist. Der Anteil der jungen Männer mit einem Gewicht von mehr als 100 Kilo stieg in den letzten Jahren um mehr als das Doppelte – von drei Prozent auf knapp 6,5 Prozent. Darabos: „Vor zehn Jahren betrug der durchschnittliche Body-Mass-Index 22,6. Heute liegt der BMI bei 23,4.“ Die Folge: Die 18-Jährigen halten körperlichen Belastungen nicht stand.

Mehr Softdrinks
Eine Entwicklung, die Österreichs Top-Mediziner schon lange prophezeien. Die Gründe für die unstillbare Lust auf Genuss liegen auf der Hand: Die Österreicher haben ihr Sättigungsgefühl verloren. „Wir essen nicht, sondern snacken uns quasi nonstop durch den Tag. Die Packungen werden immer größer. Statt einen Liter trinken wir gleich 1,5 Liter an Softdrinks. Dadurch nehmen wir zu viel Fett und Zucker auf“, erklärt Top-Internist Fritz Hoppichler, Primar bei den Barmherzigen Brüdern in Salzburg.

Noch vor 100 Jahren machte der Fettanteil in der Nahrung von Mitteleuropäern zwischen 20 und 25 Prozent aus. Heute liegt er bei rund 40 Prozent. „Laut dem österreichischen Adipositas-Bericht 2006 läuft nur jeder Zweite mit einem aus medizinischer Sicht unproblematischen Gewicht herum. 37 Prozent der Österreicher haben Übergewicht und 9,1 Prozent gelten sogar als fettleibig“, so Mediziner Hoppichler zu ÖSTERREICH.

Sport-Offensive
Minister Darabos möchte nun als Sportminister effiziente Gegenmaßnahmen setzen. Oberstes Anliegen: Die Österreicher zu Sportskanonen machen. Obwohl Darabos nur ein kleines Budget hat, will er sich nicht unterkriegen lassen und hofft auf die finanzielle Unterstützung von Unterrichtsministerin Claudia Schmied. Eine weitere Maßnahme: Die „Fit für Österreich“- Aktion, wo Sportvereine an Schulen und Kindergärten konkrete Bewegungsprogramme anbieten sollen, stellt das Sportministerium für die nächsten drei Jahre jährlich rund zwei Millionen Euro zur Verfügung. „Das ist eine Verdoppelung der Mittel“, so Darabos. Bleibt nur zu hoffen, dass sich auch doppelt so viele Österreicher bewegen.

5 Ursachen für Übergewicht:

  • Zu viel Fett. 20 Gramm Fett pro Tag wären genug. Wir essen 40 g pro Tag.
  • Couch-Potatoes. Ein Fünftel der Kinder verweigert jede Form von Sport.
  • Süßer Genuss. Statt Wasser trinken wir fast nur zuckerhaltige Softdrinks.
  • Zu viel Kohlehydrate. Weißbrot, Nudeln, Burger sind Dickmacher.
  • XXL-Portionen. Die XXL-Packungen sind der größte Feind des Normalgewichts.

5 Abnehm-Tipps:

  • Bewegung. Jeder Schritt zählt. Drei Mal in der Woche eine Stunde Bewegung.
  • Wasser trinken. Mindestens zwei Liter am Tag. Kurbelt den Stoffwechsel an.
  • Regelmäßig essen. Nehmen Sie sich Zeit zum Essen. Keine unkontrollierten Snacks.
  • Ballaststoffe. Mehr Linsen, Kohl oder Roggenvollkornbrot essen.
  • Eiweiß. Eiweißhaltige Lebensmittel kurbeln Fettverbrennung an.

Minister Norbert Darabos im Interview

ÖSTERREICH: Herr Minister Darabos, welche Maßnahmen planen Sie als Sportminister, damit diese dramatische Entwicklung gestoppt werden kann?

Norbert Darabos: Die Zahlen sind alarmierend. Der Anteil der jungen Männer bei der Stellung mit über 100 kg hat sich in den letzten zehn Jahren verdoppelt. Von drei auf knapp 6,5%. Ich habe daher Anfang dieser Woche das Bildungs- und das Sozialministerium zu Gesprächen eingeladen. Es sollen gemeinsam Maßnahmen entwickelt werden, um junge Menschen zu mehr Sport zu aktivieren. Zusätzlich möchte ich, dass unsere vielen Sportvereine mit ihrem Know-how in die Kindergärten und Volksschulen gehen. Dafür stelle ich zwei Millionen Euro zur Verfügung.

Welche Folgen hat die Gewichtszunahme für das Bundesheer?

Viele junge Männer, die zum Bundesheer kommen, sind es nicht gewöhnt, sich zu bewegen und körperliche Belastungen auf sich zu nehmen. Die Folge sind Konditionsschwächen, muskuläre Probleme, Rückenschmerzen. Durch täglichen Sport versuchen wir gegenzusteuern.

Steigt durch das Übergewicht auch die Anzahl der untauglichen Rekruten?

Auch diese Zahl ist sprunghaft angewachsen. 1997 waren es 10%. Heute sind bereits knapp 15% untauglich.

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