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Unsere Tiere

29 Stunden im Anhänger – Protest macht Tierleid sichtbar

Vor dem Parlament in Wien spielt sich seit Mittwochvormittag eine eindringliche Szene ab: Eine als Kuh verkleidete Tierschützerin verbringt aus Protest gegen überlange Tiertransporte insgesamt 29 Stunden ohne Essen und Trinken in einem Mini-Tiertransporter.

Von Mittwoch, 3. September, 9 Uhr bis Donnerstag, 14 Uhr. Der Verein gegen Tierfabriken (VGT) will damit auf die derzeitige EU-Tiertransportverordnung 1/2005 aufmerksam machen, die für Rinder, Schafe und Ziegen Transportdauern von bis zu 29 Stunden mit lediglich einer einstündigen Pause erlaubt, bevor die Tiere für 24 Stunden abgeladen werden müssen und anschließend erneut 29 Stunden transportiert werden dürfen. In der Praxis, so der VGT, würden selbst diese ohnehin extremen Vorgaben oft überschritten, Ruhezeiten nicht eingehalten und Tiere weder unterwegs noch in der Pause versorgt. Eine Ärztin überwacht die Aktivistin, denn bereits nach wenigen Stunden ohne Flüssigkeit drohen Dehydrierungssymptome.

VGT wehrt sich gegen geplante EU-Regelungen: Forderung nach 8 Stunden als Obergrenze für Tiertransporte 

Der Protest fällt in die laufende Überarbeitung der EU-Regeln. Die EU-Kommission hat im Dezember 2023 einen neuen Verordnungsvorschlag vorgelegt, der 21 Stunden als Höchsttransportzeit vorsieht. Aus Sicht des VGT wäre das kein Durchbruch – im Gegenteil: Zahlreiche Abänderungsanträge aus konservativen und rechten Fraktionen drohten Verbesserungen zu verwässern oder sogar hinter den Status quo zurückzufallen. Besonders kritisch sieht der VGT Vorstöße, die bei nicht entwöhnten Tieren die Maximaldauer auf 21 Stunden anheben wollen. Die Organisation fordert aus Tierschutzgründen eine klare Obergrenze von acht Stunden für entwöhnte Tiere.

Unsere Tiere – Das große oe24.TV-Tierschutzmagazin von Sonntag, 07.09.2025, hier in voller Länge sehen. Nächste Ausgabe Unsere Tiere: 14.09.2025, 18:30 Uhr      

Wie belastend Tiertransporte sind, belegt ein Gutachten der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) aus 2022: Bereits nach neun Stunden zeigten Rinder physiologische Veränderungen, die auf Durst hindeuten, nach zwölf Stunden Anzeichen von Hunger. Entsprechend empfiehlt die EFSA, Transportzeiten so weit wie möglich zu reduzieren. „Immer wieder dokumentieren wir, teilweise tagelang, Tiertransporter quer durch Europa und beobachten, dass Ruhezeiten nicht eingehalten werden und Tiere nicht versorgt werden“, sagt VGT-Aktivistin Isabell Eckl. „Doch wie es sich anfühlt, 29 Stunden in einem engen Anhänger ohne Wasser und Futter zu verbringen, konnte ich mir bislang nicht vorstellen. Ich hoffe, mich durch die Aktion besser in unsere Mitgeschöpfe hineinversetzen zu können, um danach über diese Erfahrung berichten zu können. Angenehm wird es gewiss nicht werden.“

Der VGT verweist auf Fälle tagelanger Transporte in Drittländer – darunter einen im Vorjahr dokumentierten, viertägigen Transport von trächtigen österreichischen Kalbinnen in die Türkei über fast 2.500 Kilometer. Aus Sicht der Tierschützer:innen ist die Reform eine Bewährungsprobe für Europa: Entweder rückt das Tierwohl tatsächlich ins Zentrum – mit harten, kontrollierbaren Grenzen und konsequenter Durchsetzung – oder es bleiben Grauzonen, die Leid in großem Stil ermöglichen.

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