Was Umwelt und Tiere jetzt bedroht
Wenn Müll falsch entsorgt wird, ist das kein Kavaliersdelikt. Es ist eine tickende Zeitbombe – für unser Wasser, unsere Böden, unsere Gesundheit. Und auch für all die Tiere, die direkt neben Deponien leben, nisten, jagen oder graben. In St. Pölten, Niederösterreich, hat Greenpeace nun aufgedeckt, was Umweltorganisationen als einen der größten Deponie-Skandale der jüngeren Geschichte bezeichnen.
Was als vage Hinweise aus der Bevölkerung begann, entwickelte sich zu einem brisanten Umweltfall: Auf der Deponie „Am Ziegelofen“ wurden offenbar über Monate – möglicherweise Jahre – große Mengen unbehandelten Haus- und Gewerbemülls illegal vergraben. Dabei gelten in Österreich und der EU seit 2008 strenge Auflagen für die Abfallbehandlung, um genau solche Risiken zu verhindern.
Ein Berg aus Müll – und aus Problemen
Greenpeace berichtet von Zuständen, die man eher in einem apokalyptischen Film vermuten würde:
Vogelschwärme kreisen über der Deponie. Ein beißender Gestank liegt in der Luft. Der Müllberg wirkt wie ein riesiger, künstlicher Ameisenhaufen – LKWs, Bagger, Planierraupen bewegen sich über Tonnen an verdichtetem Abfall. Und mittendrin: Restmüll, der so nie dort hätte landen dürfen. Matratzen, Plastikeimer, Medikamente, Chemikalien, Altbatterien.
Diese Stoffe setzen Gifte frei, die das Grundwasser verseuchen, Pflanzen schädigen und für Wildtiere eine oft tödliche Falle darstellen.
Was bedeutet das für Tiere?
Für viele Wildtiere ist die Nähe zu Deponien überlebenswichtig – sie finden Nahrung, Nistplätze, Unterschlupf. Doch wenn eine Deponie zur Giftquelle wird, kann daraus schnell ein Todesurteil werden. Vögel, Füchse, Igel, Insekten – sie alle sind betroffen.
Vergiftete Böden bedeuten vergiftete Nahrungsketten. Tiere, die sich an kontaminierten Flächen aufhalten, nehmen Schadstoffe auf – und verenden oft langsam und qualvoll.
Ein Skandal mit System?
Die Deponie war 2019 privatisiert und an die Zöchling Abfallverwertung GmbH verkauft worden. Seitdem häuften sich Beschwerden über Geruch, Müllverwehungen und sogar Müllimporte aus dem Ausland. Die lokale Bürgerinitiative schlug jahrelang Alarm – ungehört. Erst als Greenpeace im Spätsommer 2024 aktiv wurde, kam Bewegung in die Sache.
Nach monatelanger Dokumentation übergab Greenpeace im November Bild- und Videomaterial an das Klimaschutzministerium. Am 12. Dezember 2024 erfolgte eine unangekündigte Kontrolle. Dabei wurden tatsächlich Abfälle entdeckt, die nicht deponiert werden dürfen. Die Folge: Die Deponie wurde vorläufig geschlossen.
Durch die Auswertung von Luft- und Satellitenbildern von 2007 bis 2024 entdeckte Greenpeace vier weitere Verdachtsflächen. Die vermutete Fläche der illegalen Deponierung: rund 40.000 Quadratmeter, mindestens 500 Tonnen Müll – das entspricht etwa zehn LKW-Ladungen.
Am 14. März 2025 wurde Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft St. Pölten erstattet – wegen möglicher Verstöße gegen §181b des Strafgesetzbuches. Die Ermittlungen laufen. Für alle Beteiligten gilt die Unschuldsvermutung.
Wie verhindern wir aber solche Umweltdelikte in Zukunft?
Greenpeace fordert jetzt:
- Unangekündigte Kontrollen durch unabhängige Teams
- Eine zentrale, öffentliche Kontroll-Datenbank
- Strafrechtliche Konsequenzen bei Verstößen
- Besseren Schutz sensibler Ökosysteme an und um Deponien
Unsere Tiere – Das große oe24.TV-Tierschutzmagazin von Sonntag, 06.04.2025, hier in voller Länge sehen. Nächste Ausgabe Unsere Tiere: 13.04.2025, 18:30 Uhr
Denn eins ist klar: Wenn wir Müll nicht kontrollieren, kontrolliert er uns. Und der Preis dafür ist hoch – ihn zahlen Tiere, die sich nicht wehren können. Ihn zahlen Anwohner:innen, deren Wasser vergiftet wird. Und ihn zahlt am Ende auch jede:r von uns.
Dieser Fall ist ein Weckruf – für Behörden, Politik, aber auch für uns alle. Denn Umweltschutz beginnt nicht erst beim Protest – sondern bei der Frage: Was passiert mit dem, was wir wegwerfen.