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Unsere Tiere

Das Verschwinden der Sandflöhe bedroht Brasiliens Strände und Ökosysteme

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Es ist eine stille Krise, die sich an den weltberühmten Stränden von Rio de Janeiro abspielt. Die Sandflöhe, auch bekannt als Maulwurfskrebse (Emerita brasiliensis), verschwinden. 

Noch vor wenigen Jahren gruben sie sich in Massen in den feinen Sand von Ipanema, Leblon und Copacabana. Heute findet man dort kaum noch welche.

Was für viele Strandbesucher:innen unbemerkt bleibt, beschäftigt Forscher:innen der Universitäten von Rio de Janeiro (UERJ und UNIRIO) seit Jahren. Denn die Sandflöhe sind nicht nur niedliche Strandbewohner – sie sind ein zentraler Indikator für die Gesundheit von Küstenökosystemen.

„Als Kinder haben wir sie überall gefunden. Jetzt sind sie verschwunden. Das hat uns alarmiert“, berichtet Professorin Tatiana Medeiros Barbosa Cabrini von der UNIRIO.

Die Forschenden nennen mehrere Ursachen für den dramatischen Rückgang:

  • Tausende Füße treten täglich durch ihren Lebensraum.
  • Autos und schwere Fahrzeuge befahren die Strände.
  • Mechanische Strandreinigung zerstört ihre Sandburgen.
  • Abwasser und Industrieabwässer verschmutzen die Küsten.

Auch der Klimawandel trägt seinen Teil bei: steigende Meerestemperaturen und veränderte Strömungen beeinflussen das sensible Ökosystem.

Mit Keschern und Schaufeln sammeln die Wissenschaftler:innen die wenigen verbliebenen Tiere, messen sie und beobachten ihre Entwicklung. Besonders alarmierend: Auch die Eier tragenden Weibchen werden immer seltener.

Bioinformatiker Daniel Andrade Moreira warnt: „Wenn ein Strand keine stabile Population von Sandflöhen mehr halten kann, ist das ein Zeichen für ein ungesundes Ökosystem. Und das betrifft am Ende auch die menschliche Gesundheit.“

Denn Sandflöhe stehen am Anfang der Nahrungskette. Wenn sie verschwinden, hat das Auswirkungen auf Vögel, Fische und das gesamte Küstenleben – bis hin zum Menschen.

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Das Phänomen beschränkt sich nicht nur auf Brasilien. Auch in Mexiko, Uruguay und den USA werden ähnliche Rückgänge beobachtet.

Im Labor untersuchen die Forscher:innen auch Mikroplastik-Belastung in den Tieren. Erste Ergebnisse zeigen: Sandflöhe nehmen Mikroplastik auf, das dann in die Nahrungskette gelangt.

„Es ist wichtig, dass die Öffentlichkeit informiert wird. Jede:r kann durch umweltfreundliches Verhalten wie richtige Müllentsorgung mithelfen, die Situation zu verbessern“, erklärt Forscherin Gisele Lobo Hajdu.

Der Rückgang der Sandflöhe mag unscheinbar wirken. Doch er ist ein lautes Alarmsignal für die Gesundheit unserer Strände – und erinnert uns daran, dass auch kleine Tiere große Bedeutung haben. Der Schutz der Natur beginnt oft dort, wo wir ihn am wenigsten erwarten.

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