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Unsere Tiere

Die Geschichte der Bärenfarmen zur Gallesaftgewinnung in Vietnam

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Vier Pfoten will alle verbliebenen Bären in Sicherheit bringen und Farmen in ganz Vietnam stilllegen 

Es ist schwierig, sich das Grauen der Bärenfarmen vorzustellen, ohne sie selbst gesehen zu haben. Stellen Sie sich kleine, verrostete Metallkäfige vor, die kaum größer als die Bären selbst sind, die darin gehalten werden. Die Käfige sind entweder teilweise oder ganz den Elementen ausgesetzt- ohne Boden, nur mit Gitterstäben, ganz zu schweigen von Einstreu oder Beschäftigungsmöglichkeiten. Einige Bären verbringen den ganzen Tag damit, hin und her zu laufen (so viel wie ihr Käfig zulässt) oder versuchen, sich durch die Gitterstäbe zu nagen, um zu entkommen. Manche Bären sitzen einfach nur lethargisch in ihren Käfigen.

Leben in Gefangenschaft 

Die meisten Bären die zur Gallesaft-Entnahme gehalten werden, leben schon seit ihrer Kindheit in diesen Käfigen. Das Einfangen solcher Jungbären ist in der Regel relativ einfach, indem man zuerst die Bärenmutter tötet.

Während ihrer ersten Lebensmonate werden die Jungtiere oft als Haustiere oder Spielzeug gehalten. Sobald sie älter, größer und gefährlicher werden, landen sie auf Bärenfarmen oder in Käfigen, um als Haustiere gehalten zu werden.

Der asiatische Schwarzbär wird am häufigsten zur Gewinnung von Bärengalle gezüchtet

Galle ist ein Substrat, das aus den Gallenblasen von Asiatischen Schwarzbären, Sonnenbären und Braunbären gewonnen wird. In Vietnam wird der asiatische Schwarzbär, der auch als Mondbär bekannt ist, am häufigsten zur Gewinnung von Bärengalle gezüchtet.

Bärengalle wird seit Tausenden von Jahren in der traditionellen Medizin verwendet. Die erste Erwähnung findet sich in einem medizinischen Text aus dem achten Jahrhundert, in dem Bärengalle bei Krankheiten wie Epilepsie, Hämorrhoiden und Herzschmerzen verschrieben wird.

Synthetische und pflanzliche Alternativen zu Bärengalle gibt es seit den 1950er Jahren, doch trotz dieser wirksamen Alternativen wird Bärengalle in der Traditionellen Medizin immer noch verwendet.

Grausame Methoden die Galle aus der Gallenblase zu entfernen

Es gibt verschiedene Methoden, mit denen die Bärenfarmer versuchen, die Galle aus der Gallenblase zu entfernen - alle werden ohne angemessene Schmerzlinderung durchgeführt und verursachen bei den Bären immensen Stress und Qualen.

In Vietnam, wo das Abzapfen von Galle verboten ist, wird oft eine "unauffällige" Methode angewandt: Die Gallenblase wird mit Hilfe eines Ultraschalls geortet, so dass die Galle mit einem Katheter und einer Pumpe oder einer Spritze abgezogen werden kann. Die Bären werden hierfür betäubt, doch oft wird dies nicht korrekt durchgeführt und ist daher unwirksam. Dies wurde in Videoaufnahmen dokumentiert, auf denen Bären in Not zu sehen und zu hören sind, wenn die Galle entnommen wird.

Leider werden Asiatische Schwarzbären, die auf Bärenfarmen leben, ständig in Käfigen gehalten. Aufgrund der häufigen Entnahme der Gallenflüssigkeit leiden die meisten dieser Bären an chronischen Leber- und Gallenblasenerkrankungen und entwickeln häufig Sekundärkomplikationen wie Leberkrebs. Die Haltung und Tortur der Gallesaftentnahmen stellen eine große Belastung für die physische und psychische Gesundheit der Bären dar, was schließlich zu ihrem Tod führt.

Gewalt und Missbrauch von Bären

Darüber hinaus tragen unangemessene Haltungsbedingungen, schlechte Ernährung und Bewegungsmangel zu Bewegungsproblemen, Muskelschwund und Fettleibigkeit bei. Hinzu kommt, dass die ständige Misshandlung, die wenig anregende Umgebung und der enge Raum zu Verhaltensstörungen führen. Aufgrund ihres unermesslichen Leids und ihrer Langeweile kauen die Bären oft auf ihren Käfigstäben herum, um zu entkommen, was zu abgebrochenen und beschädigten Zähnen führt.

Die Projektleiterin für Bärenrettungen von Vier Pfoten, Magdalena Scherk-Trettin, hat die Bärenfarmen in Vietnam beobachtet: "Die Käfige sind extrem klein, kaum größer als die Bären selbst und völlig reizlos. Den Bären fehlt es an allem. Sie sind krank und leblos. Ich habe Tiere gesehen, die sich in ihrem Käfig nicht einmal richtig hinlegen konnten. Sie mussten in einer sitzenden Position schlafen. Bären, die in diesen Farmen gehalten werden, haben in der Regel keinen Zugang zu Wasser. Das ist extreme Tierquälerei".
Im Jahr 2005 verbot Vietnam den Besitz, den Verkauf und das Abzapfen von Bärengalle. Trotz des Verbots durften die Bauern ihre Bären behalten, sofern sie mit einem Mikrochip versehen und vor 2005 registriert worden waren.

Viele der Farmer, die ihre Bären behalten durften, haben diese tödlichen Galleabzüge trotz des Verbots weiterhin durchgeführt. Um diese Abzapfungen zu verhindern, arbeitet VIER PFOTEN daran, die verbleibenden Bären auf den Bärenfarmen zu retten und unterstützt die lokalen Behörden bei der Durchsetzung strengerer Vorschriften.
Seit mehr als 15 Jahren kämpft die vietnamesische Regierung gemeinsam mit Nichtregierungsorganisationen für die Beendigung der grausamen Praxis der Bärenzucht zur Gallegewinnung in Vietnam. Die gemeinsamen Bemühungen haben dazu geführt, dass die Zahl der Bären auf solchen Farmen in Vietnam um 94 Prozent gesunken ist, von 4.300 Bären im Jahr 2005 auf 228 Bären Ende Mai 2023. Viele Bärenbesitzer im ganzen Land haben ihre Bären dank der großen Anstrengungen der lokalen Behörden freiwillig aufgegeben.

Doch obwohl im ganzen Land bedeutende Fortschritte erzielt wurden, bleibt Hanoi, mit 115 Bären auf 22 Farmen, die 54 Prozent aller Gallebären in Vietnam ausmachen, die Nummer Eins unter den Bärenfarmen des Landes! Von den 115 Bären, die in 22 Farmen in Hanoi gehalten werden, befinden sich allein 92 Prozent im ländlichen Bezirk Phuc Tho, wo 106 Bären in 17 Farmen gehalten werden (alle Zahlen beziehen sich auf Ende Mai 2023).

Anstatt bei den Bemühungen um ein Ende der Bärengallentierhaltung in Vietnam führend zu sein, liegt Hanoi - Vietnams Hauptstadt - weit hinter dem Rest des Landes zurück. Während viele andere Provinzen hart daran arbeiten, die Bärenfarmen abzuschaffen, hat die Provinz Hanoi kaum Fortschritte bei der Bekämpfung dieser Industrie gemacht, was ein schlechtes Licht auf die Bemühungen der Regierung wirft, die Bärenfarmen im ganzen Land abzuschaffen.

BÄRENWALD Ninh Binh bietet ein artgemäßes zu Hause für immer

Im BÄRENWALD Ninh Binh bietet VIER PFOTEN ehemaligen Bären von solchen Farmen und Bären, die dem illegalen Wildtierhandel zum Opfer gefallen sind, ein artgemäßes Zuhause für immer. Der BÄRENWALD verfügt über mehrere geräumige Außengehege, drei Bärenhäuser mit Innenhöhlen, eine Quarantänestation, eine voll ausgestattete Tierarztpraxis, eine Futterküche und ein Verwaltungsgebäude.

Der BÄRENWALD Ninh Binh beherbergt derzeit 45 Bären, die nun in Sicherheit leben können, mit Gras unter ihren Pfoten, mit anderen Bären zum Spielen und mit so viel Futter, wie sie essen können. Unsere Rettungsstation ist ein sicherer Zufluchtsort für ehemalige Bären, die für die Gallesaftgewinnung missbraucht wurden, die wir nicht wieder in die freie Wildbahn entlassen können, weil sie auf den Menschen angewiesen sind und ihnen die instinktiven Überlebensfähigkeiten fehlen. Viele der Bären, die wir aus Gallefarmen retten, benötigen für den Rest ihres Lebens ständige medizinische Betreuung, da ihre Organe durch den Prozess der Galleentnahme stark geschädigt sind und sie gesundheitliche Probleme haben.

Bärin Na ist seit 20 Jahren in einem kleinen Käfig eingesperrt – ohne Tageslicht und Wasser. Sie hält diese schrecklichen Zustände wahrscheinlich nicht mehr lange durch. Ihr fehlt eine Pfote und sie hat kaum mehr Fell im Gesicht. Der Bärin Na wurde ihr Leben lang in einem grausamen Verfahren Gallenflüssigkeit unter unsäglichen Schmerzen abgezapft und muss so schnell wie möglich aus ihrem Käfig gerettet werden. Die Vorbereitungen des Vier Pfoten Rettungsteams laufen bereits auf Hochtouren.

Bitte helfen Sie mit Ihrer Spende, um alles schnellstmöglich auf die Beine zu stellen und sie sicher in den BÄRENWALD Ninh Binh zu bringen.
Alle Infos unter vier-pfoten.at

Unsere Tiere – Das große oe24.TV-Tierschutzmagazin von Sonntag, 18.09.2023, hier in voller Länge sehen.

Nächste Ausgabe Unsere Tiere: 24.09.2023, 18:30 Uhr.   
  

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