Schweinenmast.PNG

Unsere Tiere

Die politische Debatte

Teilen

Seit Frühjahr 2019 führt der VGT eine Kampagne für ein Ende der Schweinehaltung auf Vollspaltenboden. Und mittlerweile ist die gesamte Gesellschaft informiert, weiß, was ein Vollspaltenboden ist, und fiebert mit, ob das Verbot kommt.

Solide 90 % und mehr der Menschen in Österreich wollen dieses Verbot. Die Begutachtungsfrist für den Reformvorschlag zum Tierschutzgesetz und der Verordnung zur Schweinehaltung, der kein solches Verbot enthält, ist abgelaufen. Eine gewaltige Welle von Kritik an der Reform ohne Vollspaltenbodenverbot ist über die Regierung hereingebrochen. Der VGT appelliert im Namen einer großen Mehrheit der Konsument:innen an die Minister, jetzt Nägel mit Köpfen zu machen. Die Zeit für halbe Sachen ist vorbei, wir brauchen einen mutigen Schritt nach vorne. Und der kann nur darin bestehen, die Schweinehaltung auf eine ganz neue Grundlage zu stellen. Der Vollspaltenboden muss ein Ablaufdatum bekommen und durch eine weich eingestreute Liegefläche ersetzt werden, in der alle Schweine gleichzeitig nebeneinander Platz finden. Das würde auch das leidige Problem des routinemäßigen Schwanzkupierens lösen, für das Österreich in naher Zukunft an die EU Strafgelder zahlen müsste. Schweine in tiefer Einstreu beißen sich nicht gegenseitig in die Schwänze.

Weg von nieder-qualitativem Billigfleisch

Viele Landwirte sind durchaus bereit, Umstellungen in Richtung von Haltungssystemen mit Stroh-Einstreu, mehr Platzangebot und teils auch mit Auslauf ins Freie vorzunehmen, aber diese Umstellung braucht Zeit und sie ist auch mit beträchtlichen Kosten verbunden. Die Ställe müssen umgebaut, teils auch vergrößert werden. Das bedeutet auch insgesamt mehr Arbeitsaufwand für die Betreuung der Tiere. Daher kann es Schweinefleisch aus Tierwohlställen nicht zum gleichen Preis geben wie aus konventionellen Ställen.

Zukünftige Kategorisierung von Haltungsformen beim AMA Gütesiegel

Alles, was eine Steigerung beim Tierwohl bedeutet, bedeutet auch eine Preissteigerung beim Endprodukt. Jedoch ist es zunächst auch notwendig, dass der Handel mitzieht. Es braucht die Bereitschaft des Handels, Schweinefleisch aus besonders tierfreundlicher Haltung auch entsprechend zu bewerben und dem Konsumenten in allen Filialen anzubieten. Dabei muss auch eine ehrliche Kommunikation zum Konsumenten stattfinden - nicht das fälschliche Bild eines freilaufenden, glücklichen Ferkels auf einer Blumenwiese gezeigt und gleichzeitig Fleisch zum billigsten Preis im Kühlregal angeboten werden.
„Neben der wirtschaftlichen Misere, die sich abzeichnet, sind es die politischen Rahmenbedingungen, die zu umfangreicher Stilllegung der Produktion führen werden. Vollspalten-Verbot und Ringelschwanz-Gebot sind die markantesten Schlagworte, die den heimischen Schweinebauern Sorgen bereiten. Internationale Mitbewerber am Binnenmarkt reiben sich schon die Hände, wenn bei uns Schweinebauern das Handtuch werfen“, erläutert Johann Schlederer, Geschäftsführer des Verbandes landwirtschaftlicher Veredelungsproduzenten OÖ (VLV) gegenüber der Tips Zeitung Linz. Der Verband Österreichischer Schweinebauern entwickelte gemeinsam mit der AMA einen Masterplan Schweinehaltung. Damit wird eine Kategorisierung der verschiedenen Haltungsformen vorgenommen. Es gibt also nun beim AMA Gütesiegel drei Ebenen: AMA Gütesiegel-Basis und die beiden Tierwohlmodule Tierwohl 60 und Tierwohl 100. Diese Dreiteilung ist genau definiert und transparent unterscheidbar. Bei Tierwohl 60 haben die Tiere z.B. 60 Prozent mehr Platz als beim gesetzlichen Standard. Darüber gibt es noch Bio-Haltung, darunter konventionelle Schweinehaltung auf gesetzlichem Niveau.

Binnenmarkt und Wettbewerb

Das von Tierschutz-NGOs geforderte Verbot bisheriger Haltungssysteme lehnt die Landwirtschaftskammer strikt ab. Österreich ist in einem gemeinsamen Markt mit 26 anderen EU-Staaten, in denen ein gesetzlicher Zwang zu Strohhaltungssystemen absolut kein Thema ist. Wäre das nur in Österreich Vorschrift, würde Österreich mit billigerem, importiertem Fleisch aus konventionellen Haltungsformen überflutet werden - insbesondere im Bereich der Fleischwarenindustrie. Die Schweinebauern sind bereit zur Weiterentwicklung, aber nicht durch zwanghafte und marktbenachteiligende Verpflichtungen. Ein Verbot der Vollspaltenböden im Stall kann nur mit einem Verbot von Fleisch aus dieser Haltungsform im Regal Hand in Hand gehen.

Unsere Tiere – Das große oe24.TV-Tierschutzmagazin von Sonntag, 20. November 2022, hier in voller Länge sehen.

Nächste Ausgabe Unsere Tiere: 27. November 2022, 18:30 Uhr.
  

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.