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Unsere Tiere

Ein Ökosystem braucht dringend Hilfe

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Nach dem massiven Fischsterben in der Oder kommen in Polen Hunderte Fälle von illegaler Entsorgung der Industrieabwässer ans Licht.

Die Regierung verschärft nun ihrer Umweltstrafen - Nach heftiger Kritik der Umweltorganisationen verspricht Polens Regierung nun, das veraltete System des Wasser-Monitorings für umgerechnet mehr als 50 Millionen Euro zu modernisieren. "Überwachungs- und Forschungsstationen werden an empfindlichen und wichtigen Stellen in polnischen Flüssen und Nebenflüssen eingerichtet", sagte Umweltministerin Anna Moskwa in einer Pressekonferenz Mitte August.

Über 200 Tonnen tote Fische

Bislang seien, so die polnischen Behörden, über 200 Tonnen toter Fische eingesammelt worden. Auch tote Biber wurden gefunden. Wie viele Fische noch auf dem Grund des Flusses verwesen und ob auch andere Tiere gelitten haben, ist nicht bekannt. Als Ursache werden giftige Algen vermutet, die zwar normalerweise in salzigem Wasser leben, sich aber auch in süßem Flusswasser bilden können - wenn zum Beispiel viele Industrieabwässer mit hohem Salzgehalt im Fluss landen.

Dürftige Informationslage

Während die Umweltbehörden nach den Schuldigen suchen, deckt sich jedoch noch ein anderes Problem auf: Aktuell gibt es viel zu wenig Informationen über den Zustand des Gewässers. Das muss sich schnell ändern. Die Auswilderungspläne von 30.000 Jungstören drohen zu kippen.

Unzählige Fische, Muscheln, Schnecken und andere Wasserorganismen sind der tödlichen Giftwelle in der Oder zum Opfer gefallen. Die Ausmaße der Katastrophe sind aktuell noch nicht abzusehen. Aber eines ist sicher: Damit sich das Flussökosystem wieder erholen kann, müssen auch die Nahrungsnetze wieder funktionieren. Doch auch über diese fehlen wichtige Informationen. So kann es beispielsweise sein, dass Fische den Kontakt mit der toxischen Substanz überlebt haben, aber in den kommenden Wochen verhungern werden, weil die Nahrungsgrundlage fehlt.

Seltene Störe auch betroffen

Unter den verendeten Fischen waren auch 20.000 junge Störe, die sich in einer Aufzuchtanlage für das Instituts für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) befunden haben. Das ist ein massiver Rückschlag für den Naturschutz. Störe gehören zu den weltweit am stärksten bedrohten Fischgruppen – Wiederansiedlungsprojekte mit dem Stör sind aufwendig und ziehen sich über mehrere Jahrzehnte hin.
Das liegt unter anderem daran, dass Störe Wanderfische sind: Jungtiere wandern stromabwärts Richtung Meer. Erst im Alter von etwa 15 Jahren werden sie geschlechtsreif und wandern zur Fortpflanzung die Flüsse wieder hinauf.

Verbreitung und Habitat des Störs

Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts war der Europäische Stör in Deutschland noch weit verbreitet. Die letzten Störe wurden 1985 in der Elbe und 1992 bei Helgoland gefangen. Aus den anderen Zuflüssen waren sie da bereits verschwunden und galten seither bei uns als ausgestorben.

Die letzte wildlebende Population Europas hat in Frankreich überlebt. Doch große Anstrengungen von Wissenschaftlern und Naturschützern um die Wiederansiedlung von Stören an Elbe und Oder zeigen nun erste Erfolge. Der Europäische und der Baltische Stör kehren langsam wieder zurück. Aber diese Heimkehr ist mit vielen Herausforderungen verbunden. Störe haben hohe Anforderungen an ihren Lebensraum. Sie benötigen lebendige, dynamische und frei fließende Flüsse mit Verbindung zu Küstengewässern.

Dort, wo künftig Störe wieder heimisch sind und sich erfolgreich fortpflanzen, sind Flüsse wieder naturnah und vielgestaltig. Daher bezeichnet man sie auch als sogenannte Flaggschiffart. Vom Schutz dieser Tiere und ihrer Lebensräume profitieren zugleich viele andere Arten. Und in diesem Fall auch das gesamte Flussökosystem der Oder.

Auswilderungsaktion

In diesem Jahr sollen 30.000 Baltische Jungstöre in die Oder ausgewildert werden. Dafür muss sich das IGB allerdings sicher sein, dass die Tiere eine Chance haben, zu überleben. In sechs Wochen muss das Institut diese wichtige Entscheidung treffen, denn die Aufzuchtbecken werden schon für die nächste Generation Jungstöre benötigt. Wohin dann mit 30.000 jungen Fischen?
Die gute Nachricht ist laut dem WWF, dass mit Hilfe einer Studie die Situation in der Oder eingeschätzt werden kann. Kommt diese zu dem Schluss, dass die Belastung des Wassers zu hoch oder das Nahrungsangebot zu gering ist, muss die Auswilderung auf nächstes Jahr verschoben werden.

Der sofortige Start der Studie ist dringend notwendig und wird vom WWF Deutschland unterstützt. Unterstützen auch sie diese wichtige Studie auf saveoder.org

Unsere Tiere – Das große oe24.TV-Tierschutzmagazin von Sonntag, 04. September 2022, hier in voller Länge sehen.

Nächste Ausgabe Unsere Tiere: 11. September 2022, 18:30 Uhr.

   

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