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Unsere Tiere

Gütesiegel-Check bei Hühner- und Putenfleisch

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Österreichische Tierschutz-Standards sind besser als im Ausland, aber nicht gut genug.

Ein Marktcheck von Vier Pfoten gemeinsam mit dem Konsumentenschutz der AK Oberösterreich zeigt die Bedingungen der Haltung von Masthühnern und Puten in Österreich und nimmt die gesetzlichen Bestimmungen sowie die gängigen Gütesiegel unter die Lupe. Dabei wird deutlich, dass die Mindeststandards in Österreich im Vergleich mit dem EU-Ausland zwar besser, aber aus Tierschutzsicht nach wie vor viel zu schwach sind. Das gängigste der österreichischen Labels, das AMA-Gütesiegel, geht über die gesetzlichen Vorgaben kaum hinaus. Mehr Tierwohl bieten Bio- und Tierwohl-Gütesiegel. 

AMA-Gütesiegel deckt gesetzliche Vorgaben

Bei einem durchschnittlichen Fleischkonsum von 62,6 kg im Jahr essen Herr und Frau Österreicher 9,3 kg Hühnerfleisch und 2,6 kg Putenfleisch, die Tendenz ist aber steigend. Der Selbstversorgungsgrad in Österreich bei Hühnerfleisch liegt bei 83 Prozent, bei Putenfleisch gerade einmal bei 42 Prozent.

„Österreich bietet Puten und Geflügel mehr Platz, als die EU vorschreibt. Denn bei der Pute gibt es in der EU überhaupt keine Mindeststandards, was wirklich eine Schande ist. Aber ansonsten werden auch bei uns sowohl bei der Pute als auch beim Masthuhn ganz wesentliche Tierwohlaspekte nicht berücksichtigt“, sagt VIER PFOTEN Kampagnenleiterin Veronika Weissenböck. „Dazu kommt, dass wir vor allem über die Gastronomie und die verarbeiteten Produkte sehr viel Fleisch aus dem Ausland konsumieren. Das Argument, dass es bei uns ja ohnehin besser ist, gilt also leider wirklich nur sehr eingeschränkt; mangels Kennzeichnungspflicht bleibt das Tierwohl im Dunkeln.“ 

Mehr Platz für Puten und Masthühner

Die meisten europäischen Ställe halten im Durchschnitt mit 60-70 kg/m² um ein Drittel mehr Puten als in Österreich erlaubt sind (maximal 40 kg/m²). Masthühner haben in der EU eine maximale Besatzdichte von bis zu 42 kg/m², in Österreich 30 kg/m². Laut der EU-BIO Verordnung sowie bei den Labels BIO-Austria und AMA-BIO haben sowohl Puten als auch Masthühner deutlich mehr Platz. 

Mehr Platz für Hühner und Puten

Veronika Weissenböck, Kampagnenleiterin von Vier Pfoten: „Auch wenn immer mehr gilt ‚Regional ist das neue Bio‘: Es gibt leider gerade beim Fleisch nichts zu beschönigen. In Österreich werden Hochleistungsrassen und damit Tiere verwendet, die absurde und völlig unnatürliche Ausmaße bekommen. Das Schlachtgewicht beträgt bei männlichen Puten ca. 21 kg, bei weiblichen ca. 10 kg. Im Vergleich dazu kommen ausgewachsene männliche Truthühner in der freien Natur nur auf ca. 5-11 kg, die weiblichen auf ca. 2,5-4 kg. Diese Hochleistungstiere müssen bis zu einem Kilo pro Woche in ihrem kurzen Leben zulegen, bevor sie mit 15 bis 20 Wochen geschlachtet werden. Durch das schnelle Wachstum und ihr hohes Endgewicht haben Puten in ihren letzten Lebenswochen Schwierigkeiten sich zu bewegen.“ 

Die Tierwohl-Organisation fordert mehr Platz für die Tiere, Zugang zu Auslauf oder Wintergarten sowie den Einsatz langsam wachsender Rassen und speziell bei Puten ein Verbot des Schnabelkupierens.

Unsere Tiere – Das große oe24.TV-Tierschutzmagazin von Sonntag, 14. Februar 2021, hier in voller Länge sehen.

Nächste Ausgabe Unsere Tiere: 21. Februar 2021, 18:30 Uhr.

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