In Norwegen ist der Umgang mit Wildtieren erneut in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt – genauer gesagt: der Umgang mit Bären. Auslöser war ein tragischer Vorfall in der Region Pasvikdalen im hohen Norden des Landes.
. Dort war ein Jäger beim Bärentracking von einer Bärin mit Jungtier attackiert und schwer verletzt worden. Es handelte sich offenbar um ein Verteidigungsverhalten der Mutter – ein natürlicher Reflex, wenn das eigene Junges in Gefahr ist.
In der Folge wurde eine gezielte Abschussgenehmigung erteilt – doch dann geschah ein zweites Unglück: Bei der Suche nach dem Tier wurde ein anderer, genetisch nicht zugehöriger Bär getötet. Die verantwortlichen Behörden gaben später zu, dass es sich nicht um die gesuchte Bärin handelte.
Die Reaktion ließ nicht lange auf sich warten: Tierschützer:innen, Umweltorganisationen und auch viele Bürger:innen reagierten empört. Innerhalb weniger Tage formierte sich Protest – online wie offline. Der Vorwurf: mangelnde Sorgfalt, voreiliges Vorgehen, ein strukturelles Problem im Umgang mit Raubtieren.
In Norwegen leben derzeit schätzungsweise rund 150–200 Braunbären in freier Wildbahn. Sie sind streng geschützt – dennoch können unter bestimmten Voraussetzungen Abschüsse genehmigt werden, etwa nach Angriffen oder bei Gefahr für Menschen. Doch genau diese Ausnahmeregelung steht nun unter scharfer Kritik.
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Viele Expert:innen fordern eine grundlegende Neuausrichtung der Jagdpolitik: weg von reaktiven Abschussgenehmigungen, hin zu Prävention und Konfliktvermeidung. Dazu gehören bessere Aufklärung, mehr Abstand zwischen Mensch und Wildtier – und vor allem eine klare Trennung zwischen Schutzmaßnahmen und Sanktionsverhalten.
Der norwegische Naturschutzverband äußerte sich deutlich:
„Wenn wir große Beutegreifer wie Bären ernsthaft schützen wollen, dürfen wir sie nicht jedes Mal töten, wenn es zu einer Annäherung kommt. Vor allem nicht, wenn ein Jungtier beteiligt ist.“
Der Druck auf die Regierung wächst. Inzwischen wurde der geplante Abschuss der Bärin und ihres Jungen gestoppt. Der Vorfall soll nun wissenschaftlich und juristisch aufgearbeitet werden. Es geht dabei um mehr als einen Einzelfall – es geht um das Verhältnis zwischen Mensch und Wildtier in einem Land, das sich selbst als naturverbunden und verantwortungsvoll versteht.