Hoch über den Seen und Alpentälern ziehen sie wieder ihre Kreise – majestätisch, kraftvoll und fast lautlos. Seeadler, Bartgeier und Habichte sind zurück in Österreich.
Ihre Rückkehr ist mehr als eine Naturgeschichte – sie ist ein Symbol für das, was Artenschutz leisten kann, wenn man ihn ernst nimmt.
Noch vor wenigen Jahrzehnten schien das unvorstellbar. Der Seeadler war in Österreich fast ausgerottet, vergiftet, verfolgt und seiner Lebensräume beraubt. Ähnlich erging es dem Bartgeier, der einst in den Alpen heimisch war und bis ins 20. Jahrhundert hinein gänzlich verschwand. Der Habicht überlebte nur dank seiner Anpassungsfähigkeit – doch auch er litt unter Abschüssen und Umweltgiften.
Heute sieht die Situation anders aus. Dank jahrzehntelanger Schutzprogramme, Auswilderungsprojekte und strenger Naturschutzgesetze sind die großen Greifvögel zurückgekehrt. Artenschützerinnen und Artenschützer haben Nistplätze gesichert, Brutpaare überwacht und Tiere in geschützten Gebieten wieder ausgewildert. Bei den Bartgeiern hat das über viele Jahre hinweg Früchte getragen – aus einzelnen Freilassungen sind wieder stabile Populationen entstanden, und in manchen Regionen brüten die Vögel sogar erfolgreich in freier Wildbahn.
Auch der Seeadler hat sich wieder einen Platz in Österreichs Himmel erobert. Rund 70 Brutpaare sind mittlerweile bekannt, Tendenz steigend. Ein Erfolg, der ohne konsequenten Schutz unmöglich wäre. Doch noch ist der Bestand empfindlich. Vergiftungen, Stromleitungen und Störungen durch den Menschen gehören nach wie vor zu den größten Gefahren.
Moderne Technik spielt heute eine wichtige Rolle beim Schutz der Greifvögel. Mit GPS-Sendern lassen sich ihre Flugrouten, Jagdgebiete und Rastplätze genau verfolgen. So können Forscher erkennen, wo die Tiere in Gefahr geraten, und gezielt Maßnahmen ergreifen. Etwa, wenn bestimmte Strommasten immer wieder zur tödlichen Falle werden oder neue Windkraftanlagen in wichtige Flugkorridore geraten.
Artenschutz ist also weit mehr als das Aufstellen von Schildern. Er bedeutet, Lebensräume zu bewahren, Gefahren zu erkennen und gemeinsam Lösungen zu finden. Für viele dieser majestätischen Vögel war das ein Wettlauf mit der Zeit. Ihre Rückkehr ist deshalb kein Zufall, sondern das Ergebnis jahrzehntelanger, konsequenter Arbeit – getragen von Forschung, Politik und engagierten Menschen, die nicht aufgeben wollten.
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Ein wichtiger Motor hinter dieser Entwicklung ist der WWF Österreich. Seit über zwei Jahrzehnten setzt sich der WWF gemeinsam mit Partnerorganisationen für den Schutz bedrohter Greifvögel ein – etwa durch Brutplatzbetreuung, Aufklärungskampagnen und die Zusammenarbeit mit Energieversorgern, um Stromleitungen sicherer zu machen. Außerdem werden verletzte oder geschwächte Tiere betreut und wieder ausgewildert.
Unterstützt werden kann diese Arbeit auf vielfältige Weise: durch Patenschaften für Greifvögel, Spenden für Schutzprojekte oder die Mithilfe bei Bürger:inneninitiativen, die wertvolle Lebensräume erhalten wollen. Denn nur wenn die Schutzarbeit langfristig finanziert und gesellschaftlich getragen wird, kann der Himmel über Österreich auch künftig von diesen imposanten Vögeln bevölkert bleiben.