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Unsere Tiere

Säure im Meer: Warum Haizähne brüchig werden

Der Klimawandel verändert die Meere in einem Ausmaß, das bislang kaum greifbar war, und nun rückt eine besonders eindrückliche Folge in den Fokus der Forschung: Haie könnten ihre Zähne verlieren. 

Ein internationales Wissenschaftsteam unter der Leitung der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf hat untersucht, wie sich die fortschreitende Versauerung der Ozeane auf das Gebiss dieser faszinierenden Raubtiere auswirkt. Das Ergebnis ist alarmierend. In Experimenten wurden abgeworfene Zähne von Schwarzspitzen-Riffhaien in Meerwasser unterschiedlicher pH-Werte gelegt, darunter Werte, die für das Ende dieses Jahrhunderts prognostiziert werden. Schon nach acht Wochen zeigten die Zähne in saurerem Wasser deutlich stärkere Schäden: feine Risse, Löcher und sogar Anzeichen von Korrosion an den Zahnwurzeln.

Diese Veränderungen sind mehr als eine kosmetische Angelegenheit. Die scharfen, widerstandsfähigen Zähne sind für Haie überlebenswichtig, denn sie jagen damit Fische, Robben oder andere Meerestiere. Zwar erneuern Haie ihr Gebiss ihr Leben lang, doch wenn die nachwachsenden Zähne bereits beim Durchbruch angegriffen sind, könnte ihre Beißkraft langfristig erheblich geschwächt werden. Mehr Zahnersatz bedeutet auch einen höheren Energieaufwand – eine zusätzliche Belastung für Tiere, die ohnehin unter den Folgen von Überfischung, Lebensraumverlust und Erwärmung der Meere leiden.

Die Ursache für diese Entwicklung liegt im steigenden Kohlendioxidgehalt der Atmosphäre. Ein erheblicher Teil des CO₂ löst sich im Wasser und verändert dessen chemisches Gleichgewicht. Der pH-Wert sinkt, das Meer wird saurer. Diese Veränderung setzt nicht nur Korallen, Muscheln und Kalkalgen unter Druck, sondern greift nun offenbar auch das besonders robuste Zahnmaterial der Haie an. Forschende warnen davor, dass die Könige der Ozeane dadurch an ihre Grenzen gebracht werden könnten – mit Folgen für das gesamte marine Ökosystem. Als Spitzenprädatoren regulieren Haie die Balance in den Nahrungsnetzen der Meere. Wenn ihre Jagdfähigkeit eingeschränkt wird, gerät dieses Gleichgewicht ins Wanken.

Unsere Tiere – Das große oe24.TV-Tierschutzmagazin von Sonntag, 07.09.2025, hier in voller Länge sehen. Nächste Ausgabe Unsere Tiere: 14.09.2025, 18:30 Uhr  

Das Bild von Haien, deren Zähne langsam vom sauren Wasser zerfressen werden, ist eindrucksvoll und bedrückend zugleich. Es verdeutlicht, wie weitreichend die Auswirkungen des Klimawandels tatsächlich sind. Es geht nicht nur um steigende Temperaturen oder schmelzende Gletscher, sondern um mikroskopisch kleine Prozesse, die im Stillen ganze Arten an den Rand der Existenz drängen. Haie, Sinnbild für Kraft und Durchsetzungsvermögen, könnten am Ende durch die unsichtbare Chemie des Ozeans geschwächt werden. Damit wird deutlich: Der Schutz dieser Tiere hängt untrennbar mit unserem Umgang mit dem Klima zusammen. Wer den Erhalt der Haie sichern will, muss die Ozeane vor weiterer Versauerung bewahren – und das ist nur durch eine konsequente Reduktion der globalen CO₂-Emissionen möglich.

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