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Unsere Tiere

Tierwohloffensive der Niederlande: Ein Modell für Europa?

Die Niederlande starten eine beispiellose Offensive und setzen ein klares Zeichen: Tierwohl ist kein Luxus, sondern eine gesellschaftliche Verantwortung. 

Bis zum Jahr 2040 sollen 8,4 Milliarden Euro in die artgerechte Haltung von Nutztieren fließen – ein Signal mit Modellcharakter für ganz Europa. 

Kernstück des Plans ist ein gemeinsamer Konsens aus Landwirtschaftsministerium, Tierwohl-Organisationen, Verarbeitern sowie Handelsunternehmen. Ihr Ziel: Den Ausbau tiergerechter Haltungsformen verpflichtend machen und gleichzeitig sicherstellen, dass Bäuerinnen und Bauern nicht im Regen stehen. Handel und Verarbeitung sollen faire Preise garantieren, damit jeder Schritt hin zu besseren Bedingungen auch wirtschaftlich für alle tragbar ist.

Die Maßnahmen, die jetzt eingeleitet wurden, haben es in sich: Mehr Platz im Stall, Tageslicht statt Neonröhren, tiergerechte Böden statt Vollspalten-Ställe – insbesondere für Schweine, Hühner, Kühe und Kälber. Auch Auslauf im Freien wird zur Norm. Begleitet wird der Umbau von einer neu geschaffenen Tierhaltungsbehörde, die Fortschritte regelmäßig überprüft und 2028, 2033 sowie 2038 evaluieren wird – Schritt für Schritt hin zu einem echten Systemwandel.

Warum das Ganze? Die Niederlande zählen zu den größten Agrarproduzenten Europas. Zeigt dieser Vorstoß Wirkung, entsteht ein Domino-Effekt: Handelsketten, Supermärkte und EU-Politik nehmen Notiz – und vielleicht folgen andere Länder bald. Hier entsteht Tierwohl nicht aus freiwilligem Idealismus, sondern aus verbindlichem Plan – integraler Teil von Wirtschaft und Politik.

Unsere Tiere – Das große oe24.TV-Tierschutzmagazin von Sonntag, 15.05.2025, hier in voller Länge sehen. Nächste Ausgabe Unsere Tiere: 22.06.2025, 18:30 Uhr      

Doch ein so ambitioniertes Vorhaben bringt auch Herausforderungen: Höhere Standards kosten Geld, neue Bauvorschriften brauchen Zeit, und Landwirt:innen müssen umdenken. Kritiker warnen vor Wettbewerbsnachteilen, steigenden Lebensmittelpreisen und bürokratischem Overkill. Und doch glaubt man in Den Haag daran, dass eine partnerschaftliche Lösung aus Staat, Handel und Landwirtschaft mehr Erfolg bringt als einseitige Marktzwänge.

Was bedeutet das konkret für Konsument:innen? In wenigen Jahren könnten Milch, Fleisch und Eier aus den Niederlanden nicht nur nachhaltig produziert, sondern auch transparent dokumentiert sein. Jeder Kauf wäre ein Schritt hin zu besserer Haltung – und ein Signal an unsere Märkte. Tierwohl ist keine Option, es ist unsere Verantwortung.

Die niederländische Initiative ist ein spannendes politisches und ökonomisches Experiment und ein Modell mit Vorbildcharakter. Für uns in Österreich stellt sich die Frage: Wann ziehen wir nach? Und wie wollen wir gemeinsam Verantwortung für Tiere übernehmen?

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