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Unsere Tiere

Wie ein stiller Held Mexikos Wasserwunder schützt

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Wenn der Morgen über den Kanälen von Xochimilco dämmert und sich der Nebel langsam über das Wasser legt, beginnt ein Mann seinen stillen Dienst an der Natur. 

In einem einfachen Kajak, begleitet vom leisen Plätschern seines Paddels, zieht Omar Menchaca seine Kreise. Er ist kein Tourist, kein Sportler, kein Amtsträger. Omar ist 63 Jahre alt, ehemaliger Bergbauingenieur – und heute Umweltaktivist aus Leidenschaft.
Sein Ziel: die Rettung eines einzigartigen Naturjuwels – der Wasserwelt von Xochimilco.

„Xochimilco ist wichtig, weil es der Stadt viele Vorteile bringt.“, sagt Menchaca.

„Es hilft dabei, die Temperatur von Mexiko-Stadt um bis zu zwei Grad Celsius zu senken. Es wirkt wie ein riesiges Regenwasser-Reservoir und verhindert Überflutungen. Außerdem hilft es dabei, die Umweltverschmutzung durch Verkehr und Industrie zu mildern.“

Xochimilco, UNESCO-Weltkulturerbe, mit seinen berühmten Chinampas, den schwimmenden Gärten, reicht bis in die Zeit der Azteken zurück. Doch heute ist dieses uralte Feuchtgebiet bedroht – durch Plastikmüll, Beton, Lärm, Massentourismus. Während über den Kanälen Styroporbecher und bunte Plastikballons treiben, paddelt Omar durch das Wasser – und fischt sie einzeln heraus. Seine Kajaks sind oft randvoll mit Abfall.

„Seit 34 Jahren kommen wir hierher, um den Müll zu entfernen, der sich in den Kanälen ansammelt“, erzählt Menchaca ruhig. „Warum? Damit sie in einem besseren Zustand bleiben.“

Omar begann als Ausgleich zum Stadtleben mit dem Kajakfahren. Doch irgendwann wurde aus der Entspannung eine Lebensaufgabe. Täglich dokumentiert er Tiere – Reiher, Enten, Pelikane –, sammelt Müll, spricht mit Einheimischen. Was er antrifft, ist oft traurig: tote Fische im Kanal, Styroporberge am Ufer, Tiere in verschmutztem Wasser.

„Xochimilco ist ein Ort, der mich mit Leben erfüllt.

 „Ein Ort, den ich in den 34 Jahren, in denen ich seine Kanäle durchquere, lieben gelernt habe.“

Obwohl in Mexiko-Stadt der Verkauf und Gebrauch von Einwegplastik seit Jahren verboten ist, ist die Realität eine andere:

„Plastik ist verboten – Tüten, Styroporbecher, Einwegteller. Doch die Menschen verkaufen sie weiter, kaufen sie, und viele Touristen lassen sie hier einfach liegen“.

Einmal sprengt er sogar einen zurückgelassenen Plastikballon, bevor er ihn in sein Kajak packt. Müll hat in seinem Boot keinen Platz – aber in seinem Herzen ganz viel Hoffnung.

Unsere Tiere – Das große oe24.TV-Tierschutzmagazin von Sonntag, 06.04.2025, hier in voller Länge sehen. Nächste Ausgabe Unsere Tiere: 13.04.2025, 18:30 Uhr  

Ein Mensch – ein Paddel – und ein Planet, der zuhört.

Was Omar tut, mag klein erscheinen. Doch seine tägliche Präsenz verändert etwas. Nicht nur bei den Tieren, die in seinem gereinigten Fahrwasser wieder auftauchen. Sondern auch bei den Menschen, die ihn sehen – und beginnen, Fragen zu stellen. Fragen über Verantwortung, über Respekt, über das, was bleibt.

„Wenn Xochimilco nicht die Pflege bekommt, die es braucht, dann wird es leider irgendwann verschwinden.“, warnt er mit Nachdruck.

Doch so lange es in Mexiko Menschen wie Omar Menchaca gibt, die in aller Stille Großes tun, ist noch Hoffnung. Hoffnung, dass die Stadt begreift, was für ein Schatz mitten in ihr liegt – und dass wir die Natur nicht retten müssen, um moralisch gut zu sein. Sondern weil sie uns längst rettet. Jeden Tag.

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